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05.10.2016

Poissy Galore

Aussichtsturm und Museum von AWP und HHF bei Paris


Bauen in guter Gesellschaft. Den meisten Architekten dürfte der Ortsname Poissy als Standort von Le Corbusiers Villa Savoye bakannt sein, – in der 37.000 Einwohner Gemeinde 32 Kilometer nordwestlich von Paris haben AWP (Paris) und HHF Architects (Basel) jetzt ein Museum mit Besucherzentrum und Aussichtsturm fertiggestellt.

Ob man das vielleicht wichtigste Wohnhaus der Moderne von hier aus sehen kann, war jedoch nicht bedeutend für das Projekt, das sich in einem 113 Hektar großen und von den Pariser Landschaftsarchitekten Agence TER entworfenen Park am gegenüberliegenden Seine Ufer befindet. „Poissy Galore“ widmet sich vielmehr der Natur und einer ganz besonderen Tierart: Das Museum (Musée des Insectes) beherbergt nämlich eine grosse Sammlung von lebenden und konservierten Insekten.

Die Gestalt des Baus ergibt sich aus fünf hausförmigen Volumen, die sich giebelseitig in unterschiedliche Richtungen des Parks öffnen. „Die verschiedenen Volumen schneiden sich an überraschenden Stellen und in unterschiedlichen Winkeln, so dass die Tragstruktur eines Moduls oft in einem angrenzenden Volumen weiterläuft“, heißt es in der Pressemitteilung. Dies führe zu unerwarteten Gruppierungen der Stützen, die an einen Wald oder Insektenbeine erinnern, beschreiben die Architekten treffend. Der mit dem Sonnenstand wechselnde Lichteinfall durch die vertikalen Holzlamellen des Brise-Soleil verstärkt das Raumerlebnis zusätzlich.

Ob sich die Namensfindung allein auf den ähnlich klingenden Stadtnamen bezieht oder ob es darüber hinaus Parallelen zu Pussy Galore, dem trapeztanzenden Bond-Girl aus „Goldfinger“ ziehen lassen, dazu schweigen die Architekten. Die Konstruktion des Aussichtsturms dürfte jedoch in ihrer Komplexität einem Trapezakt gleichen: Die 12 Meter hohe weiße Stahlkonstruktion ist ein filigranes Gerüst aus vier aufeinander balancierenden Silhouetten einfacher Satteldachhäuser. „Je nach Blickwinkel ergibt sich die Illusion, dass einzelne Kuben zu Boden gleiten“, erklären die Architekten ihren Entwurf, der an eine Mischung aus Herzog de Meurons Vitra-Kaufhaus und Robert Venturies Ghost Structures erinnert. Durch die Hausgerippe hindurch führt eine offene Treppe zur Aussichtsplattform mit ihrem 360 Grad Blick über Park und die Seine.

Museum, Besucherzentrum und Aussichtsturm sind die erste realisierte Phase des internationalen Wettbewerbs den HHF 2011 gemeinsam mit dem Pariser Büro AWP gewonnen hatten. Ein weiteres Restaurant mit Terrasse auf Stelzen am Seine-Ufer ist geplant.



Fotos: Julien Lanoo



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