Die Trockenlegung und intensive Bewirtschaftung der Westricher Moore südwestlich von Kaiserslautern hatte einen starken Rückgang aller an das Feuchtgebiet gebundenen Tier- und Pflanzenarten zur Folge: Amphibien, Libellen, Falter und Wasservögel. Auf Initiative der örtlichen NABU-Gruppe entstanden ab 2011 Pläne für ein Naturschutzgebiet als Ersatzfläche. Ab 2018 wurden zwei Flachwasserbecken und drei kleinere Teiche angelegt. Weil das neue Habitat auch Zugvögeln als Raststelle dienen soll, erhielt es den Namen „Kranichwoog“. Tatsächlich zog der Woog rasch über 100 verschiedene Tierarten an – gleichzeitig aber auch immer mehr Menschen, die mit Mountainbikes, Hunden, Modellbooten und Lagerfeuern die Aufenthaltsqualitäten für die Tiere drastisch reduzierten. So wurde beschlossen, ein 40 Hektar großes Gebiet als Weidefläche für karpatische Wasserbüffel abzuzäunen. Die Büffel halten die Pflanzen kurz und allzu viele Freizeitsportler fern.
Um dennoch eine friedliche Tierbeobachtung zu ermöglichen, sollte am Rande der Weide ein 24 Meter hoher „Erlebnisturm“ errichtet werden. Den Wettbewerb gewann der Architekt Marc Flick (Wiesbaden). Der Turm steht auf einem quadratischen Grundriss von 6 x 6 Metern. Der Grundriss wurde zum Woog um 45 Grad gedreht, sodass sich zwei Seiten des Quadrats zur Aussicht öffnen. Im Inneren steckt ein dreieckiger Kern aus Brettschichtholz, um den sich die Metalltreppe in die Höhe schraubt. 110 Stufen führen zu drei Podesten, auf denen jeweils 20 Personen Platz finden.
Der Kern bringt Technik und Dachentwässerung, auf den Podesten außerdem Sitznischen unter. Das Fachwerk in der äußeren Hülle wirkt aussteifend, davor montierte Latten schützen vor Witterung. In wechselnden Abständen und im Bereich der Podeste öffnen sie sich zu Sichtfenstern. Der dreieckige Eingang folgt der Geometrie des Fachwerks. Davor wurde eine ansteigende Reihe von Betonsäulen gegossen, deren Oberflächen dank der sägerauen Schalungsbretter denen der Holzlatten ähnelt. Die Betonsäulen bieten einen Sichtschutz, damit die Wasserbüffel vom Anblick der Besucher*innen nicht gestört oder vertrieben werden.
Von außen wirkt der Turm als geschlossenes Volumen, von innen licht und offen. Die Wahl der Hölzer wurde durch deren Witterungsbeständigkeit bestimmt. Der innere Kern besteht aus Fichte, Fachwerk und Lattung aus heimischer Lärche, die Opferbretter aus mit Essigsäureanhydrid modifiziertem Schnittholz. Durch die Reduzierung der Knotenpunkte entstand ein effizientes Holztragwerk, sagt Marc Flick. Der Turm wurde im Mai 2024 eingeweiht. (fh)
Fotos: David Schreyer
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