In Ingelheim am Rhein stoßen die Kapaitäten der Stadtteilfriedhöfe an ihre Grenzen. Einer von ihnen soll deshalb stufenweise als Zentralfriedhof ausgebaut werden. Eine wichtige Etappe ist nun abgeschlossen: Die alte Aussegnungshalle aus den 1960er Jahren, die den Ansprüchen lange schon nicht mehr genügt hat, wird durch eine neue ersetzt. Der Neubau der Kaiserslautener Architekten Bayer & Strobel und der Kölner Landschaftsarchitekten urbane gestalt, Johannes Böttger wird heute eingeweiht.
Das charakteristischste Element der Baumaßnahmen ist zugleich ein ortstypisches, nämlich gelb-grauem Sandstein, aus dem alle Umfassungsmauern des Friedhofs und auch die Stützmauern zwischen seinen zwei Ebenen bestehen. Auch der neue Eingangsbereich ist mit dem Material gestaltet.
Die Aussegnungshalle ist als Zentrum der Anlage Teil dieses Bereichs; hier zieht sich das Bruchsteinmauerwerk bis ins Innere und schafft eine Abfolge von fein differenzierten Übergängen.
Als wichtigster Bestandteil des Ensembles sticht die Aussegnungshalle mit einem spitzen Satteldach hervor. Im Inneren ergibt sich dadurch ein klarer, zugleich würdiger und ruhiger Hauptraum, was ganz der Absicht der Architekten entspricht, dem Abschied und der Trauer einen angemessen Rahmen zu geben. Erschlossen wird der Raum über einen Vorhof, der auch größere Trauergesellschaften aufnimmt. An zwei weiteren Seiten ist die Halle zu introvertierteren Innenhöfen orientiert, die sie zusammen mit einem Oberlicht entlang des Firsts belichten. Ein weiterer Raum für die Abschiednahme ist intimer gestaltet, mit einer Schiebetür und Holzfußboden „fast wohnlich“, so die Architekten. Unauffällig im Rücken des Baus angeordnet sind die Nebenräume, die für den reibungslosen Ablauf des Friedhofgeschehens mit einer eigenen Zufahrt versehen sind.
Bei allen Reminiszenen an die Region interpretierten und kombinierten die Architekten sie zeitgemäß und verwendeten neben dem Naturstein auch scharfkantige Sichtbetonelemente und großflächige Verglasungen. Bei ihrer Materialwahl legten sie Wert auf Beständigkeit und hohe Qualität – Friedhofsanlagen vertragen keine kurzlebige Architektur.
Fotos: Christian Köhler/ Bayer & Strobel Architekten
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solong | 25.06.2012 08:17 Uhr... geht doch ...
... schön das neben den marktschreierischen "renderkidsgimmicks" ... immer noch ernsthafte architektur betrieben wird ... sehr gelungen ... gratulation + dank