Seit 1987 verbindet ein Aufzug den Stadtteil Grund mit der auf einem Steilfelsen gelegenen Altstadt Luxemburgs; täglich von 6:30 Uhr bis 2:00 Uhr nachts ist er in Betrieb. Mit dem Pfaffenthal-Lift haben steinmetzdemeyer architectes urbanistes (Luxemburg) nun die zweite solche Direktverbindung fertiggestellt. Anders als bei seinem 30 Jahre älteren, eher verschlossenen Artgenossen übersteigt der Anspruch an den neuen Lift die schnöde Überwindung der steilen Hänge des Pfaffenthals zum darüberliegenden Parc Pescatore bei weitem: Er soll zusätzlich die sogenannte soft-mobility – sprich: Fußgänger- und Fahrradfahrerverkehr – fördern, ein neues Wahrzeichen werden und die Lage der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Luxemburger Altstadt in der Landschaft des Alzettetals spektakulär erfahrbar machen.
Die rund 60 Meter Höhenunterschied werden in einer Kabine, die zur Hälfte aus Glas besteht und Raum für zwölf Fußgänger oder sechs Radfahrer bietet, zurückgelegt. Einen Panoramaausblick für Schwindelfreie bietet während der nur 30 Sekunden andauernden Fahrt inbesondere die Kabinenfront: Hier wurde auf Handläufe verzichtet und eine betretbare Glasplatte als Boden eingefügt. Ein- und Austritt erfolgen über jeweils gegenüberliegende Seiten der Kabine; so muss, der Radfahrerlogik entsprechend, die Fahrt nicht zum Wenden genutzt werden und dient allein dem Genuss der Aussicht.
Nach Außen hin präsentiert sich der Fahrstuhl als schlanker Betonturm, dessen Frontseite von stählernen Spangen gegliedert wird. Sie spannen die Schienen ein, an denen sich die Kabine, offen sichtbar, fortbewegt. Ein überdachter Erschließungssteg führt auf Höhe des Parks auf den Schachtturm zu, seine neun Meter weite Auskragung bildet eine Aussichtsplattform aus. Die Filigranität des Steges, die scheinbare Schlichtheit des Aufzuges und die brutalistischen Züge des Turmes eröffnen mit der kühnen und groben Roten Brücke, die seit den 1960ern über die Alzette führt, einen interessanten Dialog.
Mit der beeindruckenden Fahrgeschwindigkeit von 2,50 Metern pro Sekunde konnte die Errichtung des Aufzuges nicht ganz Schritt halten: Seine von Finanzierungsproblemen und dem Kampf mit dem nicht einfach zu durchbohrenden Gestein geprägte Bauzeit betrug sechs Jahre. (kms)
Fotos: Bohumil Kostohryz, Paulo Lobo
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Reuther | 15.02.2017 16:15 Uhrzum Kommentar / zur Meldung
... das erste Foto ist irreführend, die Rote Brücke befindet sich an anderer Stelle als der Aufzug.
... ich wünsche dem Aufzug, dass er rege genutzt wird, wie überhaupt Fuß- und Radwege, deren Nutzung im auto-affinen Luxemburg im Alltag der Menschen (noch?) exotisch ist.