Für die UNESCO, die bereits bei Hochhausplänen eine Gefährdung des Welterbes Historisches Zentrum Wien sieht, dürfte dieser Entwurf ein vielfach höheres Konfliktrisiko bergen: Das Büro heri&salli veröffentlichte jetzt eine Studie für ein Aufwindkraftwerk für den Wiener Stadtraum, die zugleich schockiert und begeistert.
Es gibt jedoch Entwarnung für Denkmalschützer: Der Auftraggeber ist das Technische Museum Wien, welches die Konzeptentwicklung als Ausstellungsbeitrag für „DIE ZUKUNFT DER STADT“ anfragte. Den fiktiven Energie – Land – Turm von 1.000 Metern Höhe und 50 Metern im Durchmesser entwickelten die Wiener Architekten für ein Grundstück in rund vier Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum. Die Höhe sichere dabei eine optimale Kaminwirkung mit ständigem Luftstrom.
Die Idee der Energiegewinnung für Aufwind ist nicht neu: Das Prinzip wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Aufsatz beschrieben. Erstmals und fast einmalig in einem Bauwerk in den Achtzigerjahren in Südspanien realisiert. In Manzanares entstand ein knapp 195 Meter hoher Kanalturm, der nur drei Jahre in Betrieb war und 1989 einem Sturm zum Opfer fiel. Mehrere geplante Anlagen u.a. in Australien und Namibia wurden nie ausgeführt. Auch gmp sahen für ihre erdachte Ökostadt als Nachnutzung des Berliner Flughafen Tegel ein Aufwindkraftwerk vor.
Anders als die genannten Beispiele denken heri&salli die Turmidee weiter. Ihr Projekt geht über die bloße energietechnische Dimension des Kraftwerks hinaus und entwickelt den Aufwindkanal räumlich. Um den röhrenartigen Betonkern – den Aufwindschacht – herum entwickeln sie eine bewohn- bzw. bebaubare Landschaft: „Es werden nicht Geschosse für ein Gebäude gestapelt, sondern es wird der Grund und Boden in den Raum angeordnet, um in weiterer Folge die Gebäude zu integrieren“, erklären die Architekten. Büropartner Joseph Saller ist von der Idee begeistert, dort – vielleicht in 700 Meter Höhe – ein Haus planen zu können. Er schätzt, dass das entstehende „High-Rise-Land“ bei maximal dichter Bebauung etwa 400.000 Bewohner unterbringen könnte.
In Anlehnung an eine rasterartige Stadtplanung spannen sich die Grundstücke verschiedenster Ausmaße in einer orthogonalen dreidimensionalen Struktur um den Kanal herum auf. Umgeben ist das gestapelte Bauland von beweglichen „Klimaschildern“, die – mit Solarzellen ausgestattet – je nach Bedarf eine Hülle bilden, Schatten spenden oder den Wind abhalten. (lr)
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Rudi Konar | 06.04.2016 11:29 Uhrbeim Museumsquartier
gab es noch ärgere Wickel für einen kleinen Leseturm, was dann ein 1.000 Meter für Wellen schlagen wird.....Tsunami?
Mir gefällt er jedenfalls, möchte jedoch nicht im Fallbereich des Turmes wohnen.