An einen Monolith soll der Bau erinnern, einfarbig, wie aus einem Guss. Keinen Unterschied machen zwischen neuem Dach und alter Wand, zwischen Aufstockung und Bestand. Ein Fels in einer bunten baulichen Umgebung aus gründerzeitlichen Backsteinfassaden und 50er-Jahre-Häusern sein. In einem Innenhof mitten in Stuttgart liegt dieser Bau, der einst einem Modelleisenbahnbauer als Werkstatt, Büro und Wohnung diente.
Ein traditionelles Stuttgarter Hinterhaus aus dem Jahr 1930, in dem sowohl gearbeitet als auch gewohnt wurde – diese Funktionsmischung sollte auch nach dem Umbau Bestand haben. Und so entwarf das Stuttgarter Büro g2o Architekten für den zweigeschossigen, zuletzt leerstehenden Bau ein Konzept in Passivhausstandard, das weiterhin Wohnen und Arbeiten kombiniert.
Mit der Aufstockung um zwei Geschosse entstanden vier Wohnungen, ein Büro und – in der Autostadt Stuttgart ganz wichtig – Stellplätze für die Blechkarossen, inklusive Parklift, der Autos (und Fahrräder) aus dem Hof bequem in den Untergrund befördert. Das bringt Platz für Mensch und alten Baumbestand auf der ohnehin kleinen Grundstücksfläche, die sich auch noch bis zu sieben Meter in Richtung der Nachbarhöfe – zu Wohnbauten, einer Schule und einer Kita – neigt. Dies führte zu einem Basisgeschoss, das von einer Seite als Souterrain, von der anderen als Vollgeschoss wahrnehmbar ist.
Beim innerstädtischen Bauen sind Aufstockungen immer wieder Thema, wie Beispiele aus Leipzig, Hannover und Zürich zeigen. In Stuttgart spielten für den Entwurf vor allem der polygonale Grundriss des Bestands im Erdgeschoss, die maximal erlaubte Höhe und die erforderlichen Abstandsflächen eine Rolle. Überlegungen zu Statik, Logistik, Bauzeit und Nachhaltigkeit führten laut Projektbeschreibung dazu, die Aufstockung in Stahl- und Holzbauweise auszuführen. Eine Polyurethanhaut schützt die spezielle Dachkonstruktion vor Regen. Abgesehen von den Sichtbetonelementen des Aufzugkerns wurden alle Außenwände der Dachhaut nachempfunden und glatt verputzt.
Die vertikale Erschließung verlegten die Architekten in Form einer selbsttragenden Stahltreppe nach außen, angehängt an den Sichtbetonschacht des Aufzugs. So entstand mehr Wohnraum, der entsprechend der Bewohnerbedürfnisse individuell gestaltet wurde. Ein geschliffener und gewachster Estrichboden mit buntem Rheinkies taucht als verbindendes Element in allen Geschossen auf. (kat)
Fotos: Brigida Gonzalez
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overdose | 19.06.2018 12:07 Uhrdefinierte Volumina
man erkennt sehr deutlich die Einhaltung der städtebaulichen Regeln der Baustaffel 2 von 1935 und deren Durchsetzung durch das BRA Stuttgart.
In London wird mit sogenannten "rights of light" gearbeitet mit welchen z.B. die Themen Abstandsflächen zeitgemäßer und liberaler behandelt werden können.
Eine Wirkung folgt der Ursache, oder?