Im Berliner Bezirk Neukölln wurde im letzten Jahr eine unkonventionelle, vom Bestand formal losgelöste, Aufstockung fertiggestellt. Der Dachraum eines fünfgeschossigen Fabrikgebäudes, das um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts entstand, wurde entfernt. Stattdessen realisierte Atelier Zafari (Berlin) eine 250 Quadratmeter große Einheit mit Dachterrasse. Als Bauherrin tritt die Immobiliengesellschaft Huber im Tal (München) auf.
Der Bestandsbau setzt sich aus einem Seitenflügel und einem fast quadratischen Quergebäude zusammen. Durch diese T-förmige Grundrissstruktur bilden sich zwei Hinterhöfe. So wie die restlichen Geschosse bringt auch die neue Etage eine Büronutzung unter. Erschlossen wird sie durch das im Seitenflügel liegende, bestehende Treppenhaus des zweiten Hofes. Der barrierefreie Zugang erfolgt über einen außenliegenden Aufzug am Quergebäude. Das zweite Bestandstreppenhaus am ersten Hof dient nur dem zweiten Rettungsweg, ist laut den Planer*innen jedoch auch als Erschließung denkbar.
Betritt man das Geschoss über das Treppenhaus, steht man erst einmal im Freien. Ein schmaler, 15 Meter langer Korridor, der durch die Brandwand und den Neubau begrenzt ist, führt seitlich zum zentralen Eingang. Dieser Durchgang erinnert an ein Penthouse des Büros von 2017. Der Treppe folgend gelangt man auf die Dachterrasse. Vom Eingangsbereich der Etage gehen links und rechts zwei abgetrennte Räume mit jeweils einem kleinen Bad aus.
Gegenüber vom Eingang liegt der offene, 120 Quadratmeter große Hauptraum. Charakteristisches Element sind hier 20 Stahlbetonrahmen, die an den Wandschrägen sowie an der Decke hervortreten. Die „Rippen“ sind 30 Zentimeter breit und in einem Abstand von 30 Zentimeter angeordnet, wodurch eine gewisse Gleichmäßigkeit in den Raum kommt. Durchbrochen wird die Konstruktion gaubenartig durch den Aufzug. Stahlbeton wurde laut Architekt Sohrab Zafari gewählt, um die Breite des Quergebäudes von 12 Metern überspannen und brandschutztechnische Anforderungen einhalten zu können. Im Seitenflügel sind die Hauptträger der Decke ebenfalls aus Stahlbeton, die Nebenträger aus Holz. Formal entstehe durch den Einsatz von Estrichboden in Kombination mit der Sichtbetonkonstruktion ein einheitlich wirkender, puristischer Raum.
Die Schrägen mit einer Neigung von circa 70 Grad wurden von außen vollflächig verglast, wobei die Fensterpfosten hinter den Rahmen versteckt sind. Die abschließende Giebelwand ist als Brandwand ausgebildet. Der Lastabtrag der neuen Konstruktion erfolgt über die darunterliegenden Außenwände sowie Stahlbetonbalken in der Decke und den Boden des Seitenflügels. Da die Bodenbalken einen höheren Aufbau erforderten, entstand eine Stufe zwischen Eingangsbereich und dem großen Raum. Diese definiere und unterstütze die physische Trennung der Raumsequenzen, so Atelier Zafari. (gk)
Fotos: Werner Huthmacher, Studio Michael Wesely
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