Die Gemeinde Puchheim im Westen Münchens verfügt über eine gotische Kirche, mehrere Grundschulen und sogar eine historische Hausmüll-Fabrik. Nur eines fehlt: ein Stadtzentrum, das als sozialer und kultureller Treffpunkt für Puchheimer*innen dient. Momentan versucht sich die Stadt mit 21.000 Einwohnern in einem Spagat zwischen den zwei eigenständigen Ortsteilen, Puchheim-Ort und dem größeren Puchheim-Bahnhof, wobei letzerer zudem von Gleisanlagen durchschnitten wird. Diese Lücke soll nun durch den Realisierungswettbewerb „Puchheim Stadtmitte“ geschlossen werden und ein neuer Ort der Identifikation entstehen. Geplant sind dafür der Neubau einer Volkshochschule, einer Musikschule und einer Bibliothek, der Umbau eines alten Schulgebäudes aus den 1930er Jahren sowie die Gestaltung der angrenzenden Freiräume.
Bereits 2014 hatte die Stadt Puchheim einen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb durchgeführt. Das Gewinner-Büro Behnisch Architekten (Stuttgart) arbeitete folgend einen Masterplan aus, der nun die Planungsgrundlage für die 15 geladenen Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsplanern war. Das 4.300 Quadratmeter große Wettbewerbsareal ist in städtischem Besitz und liegt mit einer spitzwinkligen Form südlich des Puchheimer Regional- und S-Bahnhofs. Der als Marktplatz genutzte „Grüne Markt“ und die Alte Schule im Norden, ein Friedhof, das Jugendzentrum sowie Wohnhochhäuser im Süden umgeben das Grundstück.
Das Preisgericht unter dem Vorsitz des Architekten Ulrich Holzscheiter (München) vergab im Juni dieses Jahres drei Preise sowie zwei Anerkennungen:
- 1. Preis: Auer Weber (München) + Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten (Freising)
- 2. Preis: raupach architekten / kunze seeholzer architekten (München) + landschaftsentwicklung kroitzsch (Gröbenzell)
- 3. Preis: Leupold Brown Goldbach Architekten + bauchplan (beide München)
- Anerkennung: Wiese Architekten (Fürth) + Fischer Heumann Landschaftsarchitekten (München)
- Anerkennung: ARGE Studio Corso / Kofink Schels + realgrün Landschaftsarchitekten (beide München)
Beim Gewinnerentwurf von Auer Weber (München) gefiel der Jury besonders die Unterbringung der Nutzungen in drei separaten Baukörpern, so wie es im Masterplan vorgesehen ist. Durch die abgerundeten Ecken aller Volumen „ergibt sich eine stimmige Zuwendung der Institutionen zueinander.“ Die Möglichkeit der natürlichen Belichtung aller Gebäudeteile sowie die Ausbildung der Dachflächen für Gründächer oder Photovoltaikanlagen lobte die Jury und sieht insgesamt in dem Entwurf einen „außerordentlich gelungenen, für Puchheim angemessenen Beitrag mit eigenständiger Identität“.
Der zweitplatzierte Entwurf von raupach architekten / kunze seeholzer architekten (München) gefiel der Jury ebenfalls aufgrund der gut proportionierten städtebaulichen Setzung mit drei Baukörpern, die den Gebäudebestand der Alten Schule „großzügig freistellen“. Kritisiert wurde die Engstellung der Neubauten im südwestlichen Bereich. Für die Außenhülle der Gebäude wählten die Architekten ein Mauerwerk aus Kalksandstein, was die Jury positiv als „hochwertiges, langlebiges und regionaltypisches Material“ bewertete.
Leupold Brown Goldbach Architekten (München) entwarfen drei dynamische Baukörper, die mittels Terrassen, Foyers und Platzgestaltung räumliche Synergien zwischen den Nutzungen fördern sollen. Als zu kompliziert wurden die vielen Vor- und Rücksprünge an allen Gebäuden empfunden. Fazit der Jury war, dass sich die „Unruhe im architektonischen Gesamtbild in der Fassadensprache und der vielfach gefalteten Dachlandschaft fortsetzt.“ (kg)
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Tius | 13.08.2019 15:54 Uhr0815
Schade, dass die Jury einen 01815-Entwurf gekürt hat, der gut schon 10 - 15 Jahre auf dem Buckel zu haben scheint.
Schade ist außerdem, dass ernsthafter Gestaltungswille dann nur mit einer Anerkennung abgespeist wird.