Wer beim Begriff „Wasserschloss“ an eine romantische Befestigungsanlage denkt, den führt die Beschreibung eines kürzlich vorgestellten neuen Schwimmbads in Lille in die Irre. Gemeint ist hier nämlich das zylindrische Ingenieursbauwerk gleichen Namens, das hier als Referenz für einen Tauchturm von stattlichen 42,5 Metern dient. Von der Straße aus gut sichtbar steht dieser als Betonskulptur mit Bullaugen direkt hinter der gläsernen Hauptfassade.
Das Projekt, das mit 50-Meter-Bahnen olympische Dimensionen aufweist, soll bis Ende 2021 am Rande des neuen Stadtquartiers Saint-Sauveur im Südosten von Lille entstehen. Auer Weber (München) hatten im letzten Dezember den Wettbewerb gewonnen, die Partnerarchitekten vor Ort sind SCP Otton Sanchez. Das Schwimmbad ist als Teil eines kleinen Parks konzipiert und gibt sich daher zweigesichtig: Zur Straße hin wirkt der Entwurf technisch-kristallin, während sich das Gebäude als terrassierte Landschaft zum Park hin öffnet. Dort befindet sich auch ein großes Außenbecken.
Vom Angebot her ist das Schwimmbad zugleich Profi-Sportanlage und Freizeiteinrichtung des neuen Stadtquartiers. Das umfasst auch Wellnessbereiche und ein Restaurant mit eigener Terrasse. Es wird zugleich aber auch eine kleine Tribüne für Wettkämpfe geben. Diese ist den Bildern nach eher informell zu verstehen, also nicht als komplett abgetrennter eigener Bereich. Vielmehr scheinen die Besucher*innen mit Straßenkleidung direkt am Becken zu sitzen, was aber zumindest bei kleinen Veranstaltungen im eher familiären Bereich kein Problem sein dürfte.
Gegliedert ist die grüne Dachlandschaft durch Oberlichtbänder, die im Inneren für viel Helligkeit sorgen. Entfernt erinnert diese Konfiguration dabei an die Schule von Duncan Lewis in Revin, was eine gute Referenz für die Umsetzbarkeit des Projekts sein dürfte. (sb)
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a_C | 12.02.2019 14:50 UhrStandbein, Spielbein...
Was (und wo) wäre Auer + Weber wohl ohne seine Schwimmbadprojekte in Frankreich?