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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Auer_Weber_erweitern_Uni-Bibliothek_in_Lille_4780474.html

05.07.2016

Gebaute Normalität

Auer Weber erweitern Uni-Bibliothek in Lille


„Das irritierende an den öffentlichen Bauten von Auer Weber ist ihre Normalität“ – soll der Architekturfotograf und -kritiker Gerhard Ullmann über das Büro mit Sitz in Stuttgart und München einmal bemerkt haben. Im Umgang mit markanter Bestandsarchitektur ist die Selbstverständlichkeit einer architektonischen Lösung von Vorteil: In Lille gab es einen Wettbewerb zur Erweiterung der Bibliotheks-Rotunde des Architekten Noël Le Maresquier von 1965, den Auer Weber mit einem „Landschaftssockel“ für sich entscheiden konnten.

Mit dem fertiggestellten Anbau wird die Universitätsbibliothek zum „Learning Center“ mit Veranstaltungsbereich, Cafeteria und Experimentarium. Die komplett erhaltene Bestandsfassade wird durch eine Lichtfuge im Neubau und einen Umgang im Inneren inszeniert. Das neue Plateau nimmt die Kreisform der Rotunde auf. Die konkave Krümmung markiert den Haupteingang und bildet einen Vorplatz. Das geschwungene weiße Band des Daches tritt mit dem benachbarten Viadukt in Beziehung.

Hinter der filigranen Betonstruktur müssen Liebhaber der Sechzigerjahre-Architektur allerdings auf Gestaltungselemente von Corbusier-Schüler Le Maresquier verzichten, denn die Bibliothek wurde „räumlich und städtebaulich neu interpretiert“ und erhielt ein neues Innenleben. „Das Gebäude skizziert eine Wissenslandschaft, die sich um eine zentrale Halle als kommunikativen Ort organisiert“, sagen die Architekten. Mit der entstandenen Vielfalt an Lernsituationen setzt das neue Programm die veränderten Ansprüche an Bibliotheksbauten um. Zum Semesterbeginn im September 2016 soll das LILLIAD eröffnen.

Nicht „normal“, sondern vielmehr spektakulär waren 1972 die Olympiabauten in München. Bürogründer Carlo Weber zeichnete sie damals noch im Büro von Behnisch und Lambart ­freihand – diese und andere Arbeiten des 2014 verstorbenen Architekten sind noch bis zum 7. Oktober 2016 in der Sächsischen Akademie der Künste zu sehen. Das Freihandzeichnen war für Carlo Weber „primäres materielles Verfahren, den gedanklichen Entwurfsprozess zur Darstellung zu bringen“. In seinen Perspektiven stand meist die Umgebung im Vordergrund, in der die Architektur ihren selbstverständlichen Platz finden sollte. (dd)



Fotos: Aldo Amoretti


Zum Thema:

Informationen zur Ausstellung über Carlo Weber in Dresden: www.sadk.de


Weitere Bibliotheksbauten werden in der Baunetzwoche #401 vorgestellt: Artgerechte Buchhaltung


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

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