Silber wird in Jihlava schon seit Jahrhunderten nicht mehr abgebaut, doch trotz mehrerer Großbrände und Kriege sieht man der Mittelstadt anderthalb Stunden südöstlich von Prag ihren historischen Reichtum noch immer an. Pittoresk geht es in der Altstadt zu, aber am Stadtrand wird auch im größeren Maßstab produziert. Unter anderem unterhalten hier einige Automobilzulieferer Niederlassungen. Zwischen Bergbauvergangenheit und industriell geprägter Gegenwart macht es also mehr als Sinn, dass hier trotz überschaubarer Einwohnerzahl 2004 eine Polytechnische Hochschule gegründet wurde. Deren Sitz befindet sich in einem pentagonalen Gerichtsgebäude von 1905, das zweitweise auch als Gefängnis, pädagogische Lehranstalt und Landwirtschaftsschule genutzt wurde.
Qarta architektura haben den Komplex um ein Auditorium und eine moderne Erschließung ergänzt.
Das Hochschulgebäude mit seiner strengen Grundform steht am Rand des historischen Zentrums, am Übergang zu einer etwas offeneren Stadtstruktur. Die Intervention der Architekt*innen aus Prag dockt an den nordöstlichen Flügel des Gebäudes an, den sie zugleich saniert haben. Im Innenhof ergänzen sie einen Aufzugsturm und versehen das bestehende Treppenhaus mit einer neuen Fassade aus hellem Holz. Die passt gut zum warmen Sandstein der abgestuften Außenraumgestaltung, mit der das bisherige Souterrain erschlossen wird. Ein niedriger Gang führt unter dem alten Haus hindurch in eine Erweiterung, die das neue Audimax der Hochschule beherbergt. Genau 333, also etwa ein Sechstel der insgesamt rund 2.000 Studierenden, finden hier Platz.
Qarta gestalten die Erweiterung in bewusstem Kontrast zur rigiden historischen Disziplinararchitektur: Der Grundriss basiert auf einem Dreieck mit abgerundeten Ecken und die Ansichten werden durch aufgesetzte Alulamellen zusätzlich dynamisiert. Diese entwickeln sich entlang einer diagonal über die Fassade verlaufende Linie um das Gebäude herum. Darunter ist die Erweiterung in einem schlichten Grau verputzt.
Im Inneren überrascht die Architektur mit einer konsequenten Betonästhetik samt einer geradezu inszenierten, offenen Technikinstallation. Schwarze Industrieleuchten und Einbauten aus Metall unterstreichen diesen Eindruck ebenso wie die dunkle Bestuhlung des Hörsaals. Über zwei verglaste Abschnitte im Erdgeschoss öffnet sich der Saal im Erdgeschoss, was nach der Vorlesung für kurze Wege nach draußen sorgt.
(sb)
Fotos: BoysPlayNice
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