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27.02.2017

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Treppenspiele hinter alten Mauern

Auditorium auf Sizilien von Fabbricanove


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Alt und neu, Wand und Raum, Fläche und Kubus – die Gegensatzpaare sind schnell aufgezählt und geradezu klassisch und doch treffen sie sehr genau den Punkt, um den es beim neuen Auditorium im sizilianischen San Cataldo geht. Das junge Büro Fabbricanove aus Florenz war vor einigen Jahren beauftragt worden, für die Genossenschaftsbank Banca di Credito Cooperativo (BCC) „G. Tonilo“ ein Haus zu bauen, in dem sowohl vielfältige, eigene als auch externe Veranstaltungen stattfinden können.

Dabei war vor allem eine denkmalpflegerische Auflage zu beachten: Die Fassaden des bestehenden Baus an der Hauptstraße der kleinen Stadt im tiefsten Hinterland der süditalienischen Insel mussten erhalten und saniert werden. Die Architekten setzten auf Distanz und Kontrast. Sie entwarfen einen monolithischen, mit anthrazitgrauen Platten verkleideten Baukörper, den sie hinter die alte Fassade setzten. Das Gebäude wird über eines der alten Portale erschlossen. Im Erdgeschoss liegen das großzügige Foyer und die Toiletten, auf der zweiten und dritten Ebene das Auditorium und auf der vierten Ebene ein Veranstaltungssaal. Der zweigeschossige Saal bietet 280 Sitzplätze, die Galerie zusätzliche 130. Auffällig ist die Platzierung der Treppen, die alle außen um den Saalbereich herum geführt werden. Die zentrale Treppenanlage verläuft vor allem in der Zone zwischen Neubau und Nachbargebäude und in einem mit transluzenten Platten verkleideten Bauteil an der Rückseite des Hauses. Die Fluchttreppen liegen demgegenüber außen an der Rückseite und Seitenfassade des Hauses.

Ein zentraler Kritikpunkt an diesem Projekt ist leicht erkannt: Warum muss man die alte Fassade unbedingt erhalten? Sie ist architektonisch nicht besonders herausragend und wird zu einer Kulisse degradiert. Die Angst vor dem Neuen scheint hier größer gewesen zu sein als das Vertrauen in eine zeitgenössische Setzung. Die Pointe des Projekts von Fabbricanove ist aber gerade das Spiel mit der Kulissenhaftigkeit des Fragments. Die Behandlung der Wandfläche, die neuen Balkongitter, die ungeteilten Glasscheiben in den alten Öffnungen und der scharfe Schnitt am Dachgesims machen mehr als deutlich, dass hier nur noch eine Wand steht. Nicht weniger offensichtlich ist die Eigenständigkeit des monolithischen Baukörpers dahinter. Und die offen geführten Fluchttreppen an der hinteren Gebäudeecke inszenieren das Theaterhafte der Wandfläche schließlich in räumlicher Hinsicht, indem sie genau in der Zone zwischen Außenhülle und innerem Kubus andocken. (gh)

Fotos: Filippo Romano


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

solong | 28.02.2017 18:17 Uhr

...warum so negativ...

... das alte ist klar erhalten ... das neue klar hinzugefügt ... das ist nachvollziehbar ... und insofern vom ansatz ... sicher richtiger ... als preußische geschichte wieder aufzubauen ... liegt halt an unseren mutlosen gesellschaften ... in dem alle soviel angst haben ... etwas zu tun ... was der masse nicht gefällt ... alle wollen möglichst viele ..."likes" ... evolution findet auf der hohlen basis natürlich nicht statt ... hier ist das projekt schon recht mutig ...

1

tutnixzursache | 27.02.2017 17:10 Uhr

Wahnsinn, ist das ein schreckliches Projekt.

"Ein zentraler Kritikpunkt an diesem Projekt ist leicht erkannt: Warum muss man die alte Fassade unbedingt erhalten? Sie ist architektonisch nicht besonders herausragend und wird zu einer Kulisse degradiert. Die Angst vor dem Neuen scheint hier größer gewesen zu sein als das Vertrauen in eine zeitgenössische Setzung."

Die Kritik setzt aus meiner Sicht an der richtigen Stelle an. Allerdings sehe ich anders herum. Es besteht solch eine Angst (man könnte eigentlich schon von Ekel sprechen) davor das Alte zu respektieren, zu erhalten, ja vielleicht seiner Formgebung zu folgen, dass man den Bestand als Kulisse bloßstellt. Und das nur um den prätentiösen (und an sich nicht besonders hochwertigen) Neubau möglichst brutal modernistisch zu inszenieren. Er bezieht seine Qualität ausschließlich durch das Lächerlichmachen der Denkmalschutzbemühungen. Oder anders gesagt: Das Dogma der Moderne hat mal wieder gesiegt. Das Alte ist das Böse. Es zu erhalten, zu respektieren oder fortzuführen ist die Todsünde des Architekten. Das Neue ist das Gute weil es neu ist.

 
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