Wer hätte das gedacht? Da werden lauter international tätige Architekten und Journalisten erst nach London und dann nach Venedig geflogen, und am Ende gewinnt der Berliner Architekt J. Mayer H. den Audi Urban Future Award AUFA, einen mit 100.000 Euro dotierten Ideenwettbewerb zum Zusammenwirken von Mobilität, Architektur und Stadtentwicklung (BauNetz-Meldung vom Mai 2010). Gestern war die Preisverleihung und Ausstellungseröffnung in der umgebauten Scuola della Misericordia in Venedig.
Neben Jürgen Mayer H hatten auch Alison Brooks Architects (London), Bjarke Ingels Group BIG (Kopenhagen), standardarchitecture (Peking) und Cloud 9 (Barcelona) teilgenommen. Die noch in der ersten Phase partizipierenden Diller Scofidio + Renfro (New York) hatten am Ende abgesagt. Als Begründung wurde Überlastung angegeben.
Das Konzept von Jürgen Mayer H hat als Titel das hübsche Wortspiel a.way: Entworfen wird hier ein Szenario, in dem das Auto als digitale Schnittstelle zwischen Benutzer und Stadt fungiert und so zur „Wahrnehmungsmaschine“ werden soll. Je nach gewähltem Modus wird dem (selbstverständlich nicht mehr selbst lenkenden) Insassen zum Beispiel angezeigt, wie viel eine Wohnung in einem Haus kostet, an dem er gerade vorbei fährt. Zudem soll der Stadtraum von „Hilfsmitteln“ wie Verkehrsschildern und Ampeln aber auch von ruhendem Verkehr „gereinigt“ werden, um so mehr Raum für Mobilität und Aktivitäten im Stadtraum zu gewinnen.
Die Jury, der unter anderem Saskia Sassen (Vorsitz) und Andres Lepik angehörten, lobte den Ansatz, durch „Urbanisierung von Technologie unsere Städte zu humanisieren“.
In der niedersächsischen Kleinstadt Bohmte wird die Idee, den Stadtraum von Verkehrsschildern und Ampeln zu befreien, übrigens schon real und analog erprobt. „Shared Space“ heißt das Projekt, bei dem es nur eine Regel gibt: gegenseitige Rücksichtnahme.
Zum Thema:
www.audi-urban-future-award.com
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Friederike | 29.08.2010 10:58 Uhrdünn...
nichts gegen jmh aber wir waren vor ort und uns schien dieser award doch recht blass, oberflächlich, selbstgefällig: viel pr (audi) und wenig inhalt hieß es unisono. nur: warum sagt das niemand?
schade: der höchstdotierte architekturpreis (neben 100.000 eur soll jeder teilnehmer weitere 100.000 fürs bearbeiten bekommen haben!) ist unter der haube noch stark untermotorisiert.