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03.07.2017
Material im Rohzustand
Atelierhaus in Zürich von Gus Wüstemann
Stolze 170 Jahre hat dieses Mehrfamilienhaus schon auf dem Buckel. Hat Bewohner kommen und reparierte Automobile wieder fahren sehen. Die leichte Hanglage auf einem schmalen Streifen zwischen Zolliker- und Feldeggstraße im Zürcher Stadtteil Seefeld machte es möglich, dass an der Ostseite des Grundstücks der Zugang zu den Wohnungen und an der Westseite eine Autowerkstatt Platz finden konnten. Heute ist diese verschwunden, Wohnateliers sind stattdessen eingezogen. Und auch das Mehrfamilienhaus ist unter Beachtung der entsprechenden Denkmalauflagen von Gus Wüstemann Architekten (Zürich/ Barcelona) umgebaut worden.
Die lange Historie des Gebäudes mit seinen massiven Natursteinmauern war Ausgangspunkt der Renovierung, weshalb die Architekten ihr Vorgehen Im Dialog mit der Geschichte nannten. Eingezogen sind fünf kleine Wohnungen im Mehrfamilienhaus Z22 sowie vier Wohnateliers in der ehemaligen Autoschrauberei F88. Alle Wohnungen zeichnen sich durch offene, fließende Grundrisse aus.
Aufgrund des Denkmalschutzes zeigt sich der Eingriff von Gus Wüstemann und seinem Team in erster Linie im Inneren des Mehrfamilienhauses. Um die historischen Steinmauern aus einem Meter breiten Steinblöcken freizulegen – und so den Rohzustand der Wände herzustellen – musste der alte Putz weichen. Ergänzt wurden Einbaumöbel, die aus rohem Beton und roher Fichte gefertigt wurden. Holzfenster mit 20 Zentimeter dicken Rahmen montierten die Architekten direkt auf die Natursteinmauern. Wüstemanns Hang zu rauen Oberflächen ist schon an dem Wohnhaus in H-Form erkennen, das ebenfalls in Zürich steht. In der ehemaligen Werkstatt wurden die gewölbten Steindecken freigelegt und Einbauten aus Beton hinzugefügt.
Holz, Beton, Stein. Alle Elemente wurden in ihren Urzustand versetzt und roh weitergebaut, die Architekten sprechen von einer regelrechten „Hommage ans Material“. Die Reduktion soll jedoch nicht nur Verzicht, sondern auch Auflösung jedweder Materialhierarchie bedeuten. „Es gibt keine minderwertigen Materialien. Die gesellschaftlich-soziale Kontamination und Konnotation verschwinden. Damit wird der Raum frei und authentisch – wie der Mensch es auch sein kann.“ Gute Aussichten für die künftigen Bewohner ... (kat)
Fotos: Bruno Helbling
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