Der Allston Campus südlich des Charles Rivers ist das zentrale Entwicklungsgebiet der Harvard University in Lower Allston, einem Stadtteil von Boston. Hier hat die Universität 100 Hektar Land gekauft, um in den nächsten Jahrzehnten genügend Platz für Institute, Sportanlagen und Wohnbauten zu haben. Am südlichen Ende des Areals markiert das Harvard ArtLab von Barkow Leibinger (Berlin) auch einen inhaltlichen Aufbruch der altehrwürdigen Institution.
Das ArtLab ist ein eingeschossiger, 840 Quadratmeter großer Bau über windmühlenartigem Grundriss, der allen Künstler*innen der Universität offensteht und insbesondere auf interdisziplinäre Projekte zielt. Das Zentrum des Hauses bildet ein flexibel bespielbarer Saal, um den sich vier Flügel mit so unterschiedlichen Nutzungen wie einer Werkstatt oder einem kleinen Studio für Arbeiten mit Video und Ton legen.
Konstruktion und Erscheinungsbild sind schlicht und zurückhaltend. Das Gebäude besteht aus Stahlstützen und wurde mit leichten Polycarbonatplatten verkleidet. Der geschliffene Betonfußboden und die sichtbare Konstruktion zusammen mit dem allgegenwärtigen Weiß vermitteln ein Gefühl zwischen Kunstgalerie und Werkhalle. Das ist selbstverständlich programmatisch gemeint bei einem Haus, das dem künstlerischen Experiment gewidmet ist. Bezeichnenderweise findet all dies in einer städtebaulichen Übergangszone zwischen Universität, Gewerbe und Wohnbauten statt.
Das Haus geht auf eine privatwirtschaftliche Ausschreibung der Universität zurück, die das Büro für sich entscheiden konnte. Es ist so konstruiert, dass es problemlos wieder demontiert und an anderer Stelle neu aufgebaut werden könnte. De facto handelt es sich jedoch um keinen temporären Bau, wie die Architekten betonen, auch wenn es in älteren Mitteilungen der Harvard University noch hieß, das Haus solle nur für 10 bis 15 Jahre stehen. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, mit denen sich eine Universität heute konfrontiert sieht, scheint die langfristige Perspektive des Gebäudes wohl einfach noch ein Stück weit offen. (gh)
Fotos: Iwan Baan
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Hotte | 17.06.2019 00:20 Uhr@ g.k. und rotho
Hier sieht man mal, was passiert, wenn man mal nicht für den Familienbetrieb TRUMPF bauen darf und Geld eine Rolle spielt.
Viele der Kollegen würden gerne mal Dächer und Fassaden falten - aber oft geht das eben nicht.
Trotzdem ein schöner Bau, auch wenn natürlich simpel.