Künstler als Bauherren sind dem Schweizer Architekten Piotr Brzoza schon bekannt, er hatte bereits 2009 ein Atelier mit Wohnhaus für die polnische Künstlerin Monika Sosnowska in Warschau realisiert. Das Projekt war eine gute Referenz, so dass in derselben Stadt ein weiterer Auftrag folgte: Zusammen mit dem Warschauer Büro Projekt Praga haben Piotr Brzoza Architekten aus Basel für den polnischen Bildhauer Pawel Althamer eine Ateliererweiterung gebaut.
Gute 400 Quadratmeter fasst der zweigeschossige, L-förmige Anbau mit der goldenen Empore. Gebaut wurde ein Hybrid aus Mauerwerk und Stahlrahmenwerk; die Südfassade ist aus weißen Polykarbonat-Paneelen ausgeführt, um dem Innenraum des Ateliers ein intensives, aber schattenfreies Tageslicht zu geben.
Das Atelier von Pawel Althamer schließt an eine Gewerbehalle seines Vaters an und wird zusätzlich um einen Lagerraum für die Firma des Bruders ergänzt. „So entstand ein räumlicher Komplex, in dem zwei Generationen gemeinsam arbeiten können – jeder in seinem Bereich und dennoch im Alltag vereint“, erläutert Piotr Brzoza. Da die Bebauung quasi die gesamte Grundstücksfläche ausfüllt, teilte der Architekt diese in Innen- und Außenräume auf, die den unterschiedlichen Benutzern dienen.
Neben den eindeutig zugewiesenen Flächen ist außerdem ein gemeinsamer Raum entstanden, der je nach Bedarf und Wetter die Möglichkeit bieten soll, im Freien zu arbeiten und sich zu treffen, so der Architekt. Denn Althamer arbeitet in der Regel zusammen mit unterschiedlichen Helfern, vor allem aber lädt er auch Außenstehende zum gemeinsamen künstlerischen Schaffen ein – seien es die Beamten der Regionalverwaltungen, seien es Schülerklassen oder Behinderte.
Die Architekten machen aus der Not eine Tugend und nehmen die besondere Arbeitsweise des Künstlers als Schlüssel für ihren Entwurf. Von Beginn an war eine klare und dennoch nicht trennende Abstufung der Privatzonen von großer Bedeutung. „Angefangen mit dem gemeinsamen Hof, folgt das Erdgeschoss für alle Arten der plastischen Gruppenarbeit, dann die Empore als kleiner Besprechungsbereich und zuletzt ein kleiner, gänzlich privater und versteckter Raum, den man durch eine kleine Wandöffnung von der Empore aus erreichen kann“, erläutert Brzoza. Den letzten Raum hat er in einem goldenen parasitenartigen Auswuchs, der über dem Eingang zu dem gemeinsamen Hof schwebt, untergebracht – ein passendes architektonisches Zitat zur Arbeit eines Bildhauers, und ein gebautes Paradox: Denn das von außen auffälligste Element bildet den privatesten Raum. (jk)
Fotos: Karolina Tunajek, Jakub Certowicz