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15.03.2022

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Über dem Tunnel

Atelier in Berlin von Pasztori Simons


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Einen Platz zum Bauen in Berlin-Mitte zu finden, ist eine Herausforderung. Wer doch etwas Passendes gefunden zu haben glaubt, stößt auf zahlreiche Hindernisse. Denn es gibt immer einen Grund, warum Flächen lange unbebaut bleiben. So auch bei dem Grundstück zwischen Rosenthaler Platz und Friedrichstraße. Die Enge und der alte Kastanienbaum bereiteten noch die geringsten Sorgen. Viel schwieriger war die Tatsache, dass diagonal unter der Baufläche ein S-Bahn Tunnel verläuft.

Trotzdem: Die zentrale Lage und die „überraschend ruhige Atmosphäre“ – wie es in der Projektbeschreibung heißt – überzeugten den privaten Bauherrn und das Berliner Büro Pasztori Simons, die Aufgabe anzugehen. Die Planung zog sich über Jahre, wie in der Bauwelt zu lesen ist. Entstanden ist ein Studio und Kunstatelier in Stahlrahmenkonstruktion, das den Tunnel über rund 20 Meter wie eine Brücke überspannt. Die Tragstruktur der zehn Meter hohen Halle sei dabei vollständig elastisch gelagert, um eine Schwingungsübertragung der alle vier Minuten querenden Züge zu vermeiden, erklären die Architekten, für die es das erste große Projekt ist.

Was von weitem wie eine monochrome Fläche wirkt, offenbart sich bei näherer Betrachtung als fein gegliederte, geschuppte Haut: Die Fassade des kompakten Baukörpers setzt sich aus sechs mal drei Zentimeter großen und vier Millimeter dünnen Faserzement-Schindeln zusammen. Die Besonderheit: Sichtbar ist die graue Rückseite der eigentlich farbbeschichteten Schindeln, die für das Projekt mit einem transparenten UV-Schutz versehen wurden. Die unaufgeregte Hülle mit einfacher Lochfassade zitiert die ebenfalls grauen Plattenbauten der Umgebung.

Auch im Inneren ist alles recht neutral gestaltet und erinnert an industriell genutzte Hallen. Das Studio ist ein großer Raum. Eine offene Stahltreppe führt auf die Galerieebene, ein Betonkern nimmt Nebenräume und eine weitere Treppe auf. (dsm)

Fotos: Yohan Zerdoun


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

Lassie | 16.03.2022 13:08 Uhr

Und es werde Licht

Lieber Artur,

das wichtigste ist das Licht. Vielleicht findest du ja gerade den Lichtschalter nicht.

4

Blockinnenbereich | 16.03.2022 09:58 Uhr

Tieckhöfe

Bautechnisch ist es sicher interessant, die U Bahn Trasse zu überspannen. Städtebaulich wurde so leider eine interessante Chance verbaut.

Der - wenn auch nie aktivierte - durchgängige Raum von der Tor- zur Tieckstraße in direkter Verlängerung der Tucholskystraße hatte so viel Potential für einen spannenden urbanen Raum in Berlin Mitte in Anlehnung an die bestehenden verketteten Hofraumstrukturen in Blockinnenbereichen.

Das ist den beteiligten Planern bei vermutlich schwierigen Eigentumsverhältnissen, dem bestehenden KiTa-Gelände etc. natürlich nicht anzulasten, eine strategisch agierende Stadtplanung hätte hier aber vielleicht ein Zeichen setzten können.

3

artur | 15.03.2022 19:24 Uhr

OMG

wenn sich ein künstler eine farbikhalle in neu nachbaut, will ich gar nicht wissen, wie uninspiriert dann erst die kunst ist, die da produziert wird

2

Die Zuversicht | 15.03.2022 17:33 Uhr

"Bemerkenswert, was dann doch in Berlin Mitte noch möglich ist."

Ich finde Aussagen diese Art immer sehr befremdlich. Was soll damit ausgesagt, was wem unterstellt werden? Ansonsten, ja, schönes Projekt.

1

Gilbert Weise | 15.03.2022 16:51 Uhr

Funktionale Poesie

Ein gleichsam poetischer wie funktionaler Bau an versteckt guter Lage. Bemerkenswert, was dann doch in Berlin Mitte noch möglich ist.
Freue mich auf weitere Projekte von diesem, mir noch unbekannten Büro. Weiter so.

 
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