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11.10.2023

Wohnen zwischen Wasserstraßen

Atelier Kempe Thill in Vilvoorde


Die Ränder der belgischen Hauptstadtregion werden von Konstrasten bestimmt – wie in so vielen anderen Metropolen auch. Im Herzen der Stadt Vilvoorde, die direkt an das Brüsseler Stadtgebiet angrenzt, befindet sich mit De Drie Fonteinen einer der ältesten Landschaftsgärten Belgiens. Auf der gegenüberliegenden Seite des Seekanals Brüssel-Schelde ist die Stadt hingegen industriell geprägt. In diesem Übergangsbereich ist zwischen der Wasserstraße und dem vollständig kanalisierten Flüsschen Senne ein Wohn- und Geschäftshaus nach Plänen von Atelier Kempe Thill (Rotterdam) entstanden.

Im Zuge der Neuentwicklung des östlichen Kanalufers, die einem Masterplan des Städtebaubüros BUUR (Brüssel) folgte, wurden unter dem Projektnamen 4 Fonteinen vier Wohnblöcke errichtet. Entscheidend war dabei die Vermittlung zwischen den einzelnen Bauten wie auch zu den unterschiedlichen Nachbarschaften. Entsprechend sollte das von Kempe Thill entworfene Gebäude kanalseitig fünf bis acht Geschosse aufweisen und im Erdgeschoss Platz für Gewerbe bieten. Zur Senne hin durfte eine Höhe von vier Stockwerken hingegen nicht überschritten werden. Gemäß den Vorgaben galt es weiterhin, durch die Gliederung der Baukörper einen allzu starken Kontrast zu den Reihenhäusern östlich des Flusses zu vermeiden.

Entsprechend sind auf der Westseite, so die Architekt*innen, „große, teure Wohnungen“ mit tiefen Balkonen entstanden, die Aussicht auf Kanal und Park bieten. Dabei bot die Abtreppung des Baukörpers von Norden nach Süden die Möglichkeit, Einheiten zu schaffen, die auf drei Seiten von Terrassen umschlossen sind. Preiswerteren Wohnraum hingegen beherbergen die Flügel, die zwischen Schifffahrtsstraße und Flusslauf liegen. Zusätzlich zu den 68 Wohnungen säumen schließlich vier Reihenhäuser das westliche Ufer der Senne. Sie gehören laut Angaben der Planer*innen einem mittleren Preissegment an.

Um dem Bau trotz seiner Heterogenität oder den variierenden Achsmaßen innerhalb der Umgebung zu einer starken Präsenz zu verhelfen, bilden die umlaufenden Terrassen ein zentrales Entwurfsmerkmal. Diese sind als Exoskelett aus Betonfertigteilen umgesetzt. Zudem sorgt die Struktur, die dem Gebäude eine beinahe industrielle Anmutung verleiht, auch für einen visuellen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen. Entstanden im Auftrag des Entwicklers Matexi (Grimbergen), summieren sich die Kosten für den Neubau auf 19,2 Millionen Euro. (ree)

Fotos: Ulrich Schwarz, Berlin


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