In Chinas Boomtown Shenzhen wird weiter gebaut, diesmal im kulturellen Sektor: Atelier Global (Hongkong/Shenzhen), Spezialisten für kommerzielle Architekturen und Interiors mittlerer bis gigantischer Größe, konnten sich für den Neubau der privat finanzierten Bibliothek Shenzhen Book City im Künstlerviertel Long Hua qualifizieren. Auslober des nichtoffenen Wettbewerbs war die Shenzhen Publication & Distribution Group, die auch den 24 Stunden geöffneten, ebenfalls Book City genannten Buchladen im zentralen Geschäftsviertel Futian betreibt. Wobei Buchmall in diesem Fall bautypologisch wie inhaltlich besser greift: Der Shop, der als einer der größten seiner Art weltweit beworben wird, bietet angeblich mehr als drei Millionen Bücher – sowie diverse, einschlägig bekannte Fastfoodrestaurants.
Ob der Auslöser für die Planung der neuen, 45.500 Quadratmeter großen Bibliothek eine gesteigerte Nachfrage an Lesestoff oder doch vor allem das Interesse der Bauherren an Selbstinzsenierung war, wird aus dem Mission Statement der Architekten nicht ersichtlich. Jedoch sind, wie so oft bei Projekten der Größenordnung, die an die Bibliothek geknüpften Hoffnungen hoch: Als Netzwerk aus ineinander greifenden, öffentlichen Räumen zur flexiblen, kulturellen Nutzung, eingeschnittenen Terrassen und Atrien beschreiben die Architekten ihren Entwurf, der als neuer, kultureller Anker fungieren und sogar eine Verjüngung des gesamten Bezirkes bewirken soll.
Offen und transparent zur Stadt und entsprechend der Bebauung der angrenzenden Blöcke wie die Seiten eines aufgeklappten Buches geschwungen, soll sich das sechsgeschossige Bauwerk zukünftig in das urbane Gewebe Long Huas einfügen. Auch den Pflanzenbestand, der das Grundstück bislang bewächst, wollen die Architekten zumindest teilweise integrieren. Die über Brücken und riesige Einschnitte in das Volumen spektakulär in Szene gesetzten Eingangsbereiche vermitteln Besuchern den Charakter des Bauwerkes bereits beim sich Nähern: Ruhige Leseräume bietet die Book City weniger, hier zielt letztlich alles auf Eventisierung – des Buches, des Lesens und von allem anderen drum herum. Mit nur drei angesetzten Jahren Bauzeit soll das Projekt 2020 fertiggestellt sein. (kms)
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