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30.01.2023

Reihenhäuser unterm Mammutbaum

Atelier Freienstein in Glarus


Architekt Reto Fuchs darf sich wohl mit Fug und Recht als Experte für die rund 12.500 Einwohner*innen zählende Stadt Glarus im gleichnamigen Schweizer Kanton bezeichnen. Seit Jahren engagiert er sich nicht nur in der lokalen Kulturkommission, dem örtlichen Architekturforum sowie als Stadtführer, sondern erforscht auch die Geschichte von Glarus und erstellte in diesem Zusammenhang sogar ein digitales 3D-Modell des Ortes.

Insofern war ihm auch die vermutlich im 16. Jahrhundert erbaute Villa Freienstein bestens bekannt. Als eines der weniger herrschaftlichen Häuser überstand es den verheerenden Stadtbrand von 1861. Als die Villa samt gleichnamiger Parkanlage 2018 nach 175 Jahren im Besitz einer einzigen Familie verkauft werden sollte, reichte auch Fuchs ein Angebot ein. Er tat dies im Namen des ebenfalls in Glarus ansässigen Familienunternehmens Fuchsbau Architekten, bei dem er als Mit-Geschäftsführer tätig war. Sein Vorschlag, den denkmalgeschützten „englischen Garten“ weitgehend unberührt zu lassen und ihn nur mit einem Baukörper aus vier Reihenhäusern zu ergänzen, gefiel sowohl der vormaligen Eigentümerschaft als auch der Denkmalbehörde.

Die Investition in das circa 3.500 Quadratmeter große Grundstück übernahmen Fuchsbau Architekten, die Villa finanzierte Fuchs privat. Der Handel hat sich gelohnt. Nicht nur zog er mit seiner Familie in das einstige Herrschaftsanwesen ein. Im Zuge der Planungen gründete Fuchs hier auch sein eigenes Büro mit dem passenden Namen Atelier Freienstein, das fortan für die Planungen der Reihenhäuser verantwortlich zeichnete.

Die dreistöckigen Einheiten mit insgesamt 1.200 Quadratmetern Bruttogeschossfläche wurden nach der Fertigstellung 2021 an junge Familien verkauft. Sie stehen am südlichen Rand des nun für die Nachbarschaft geöffneten Parks. Die Erdgeschosse umfassen neben Eingangsbereich und Garage, ein Gästezimmer sowie einen Arbeitsbereich. Je drei Schlafzimmer und ein Kern aus Bädern und Stauraum befinden sich eine Etage darüber. Der Wohn- und Essbereich liegt entlang einer über die gesamte Gebäudetiefe reichenden Terrasse im zweiten Obergeschoss. Geschossdecken und die Brandwände zwischen den Parteien sind in Beton, die übrige Konstruktion in Mauerwerk ausgeführt. Inklusive der Außenanlagen belaufen sich die Baukosten auf umgerechnet 3,7 Millionen Euro.

In den Fassaden findet sich eine breite Palette an Gestaltungselementen wieder. Sandgestrahlte Betonsockelplatten und vertikal wie horizontal angebrachte Holzschalungen in Grün und Weiß werden mit zusätzlichen Holzlisenen vor den großformatigen Fenstern sowie Vordächern aus verzinntem Stahlblech kombiniert. Während sich die turmartigen Häuser den südlichen Nachbarbauten hinter eher brav umzäunten Vorgärten präsentieren, sitzt man auf der Rückseite quasi direkt im wild bewachsenen Park unter den Kronen von Blutbuchen, riesigen Thujen und einem Sequoia Mammutbaum. (mh)

Fotos: Reto Fuchs, Atelier Freienstein


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