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20.02.2025
Freiluftbühne im Burghof
Atelier Fanelsa in Beeskow
Wie kleine Wachposten stehen seit kurzem drei ziegelrote Pavillons im Hof von Burg Beeskow. Sie spannen den Raum für eine Freiluftbühne auf, die dort seit letztem Jahr Aufführungen und allerhand Kulturnutzungen ermöglicht. Wehrhaft sind sie jedoch ganz und gar nicht. Vielmehr duckt sich das kleine Bauwerk von Atelier Fanelsa (Berlin/Gerswalde) unter die Burgmauer. Dafür ist es aber höchst flexibel bespielbar – sogar von allen Seiten.
Bereits seit den 1990er Jahren wird die mittelalterliche Wasserburg in der ostbrandenburgischen Kleinstadt als Kultur- und Bildungszentrum genutzt. Auch das Kulturamt des Landkreises Oder-Spree, in dessen Eigentum sich die Burg befindet, residiert hier. Mehrere Museen, Archive und Schreibwerkstätten gibt es in der weitläufigen Anlage bereits. Eine Bühne aber fehlte bislang. Drei Jahre lang arbeiteten Atelier Fanelsa seit 2021 im Auftrag des Landkreises an Planung und Umsetzung der 370 Quadratmeter großen Burghofbühne.
Die drei Pavillons samt vorgelagerten und verbindenden Holztribünen nehmen nun die Ostecke des Hofes ein, wo sich früher eine Brauerei befand. Dass man die roten Quader jenseits der Burgmauern nur vage erahnen kann, liegt auch an denkmalpflegerischen Vorgaben. Auch auf das historische Pflaster mussten die Architekt*innen Rücksicht nehmen. Sie legten ihre Konstruktion daher auf Punktfundamente, die kaum in den Bestandsboden eingreifen. Selbst die teils auf- und zufaltbare Hülle erklärt sich aus den Denkmalanforderungen. Im geschlossenen Zustand soll sich die Anlage zurücknehmen und gewissermaßen in die Ziegelmauer der Burg einblenden. Die Tribünen können sogar auseinandergebaut und kurzerhand unter die Pavillons geschoben werden.
Wenn sie hingegen bespielt wird, dann scheint die Burghofbühne sprichwörtlich wie ein Schweizer Taschenmesser zu funktionieren. Das Publikum kann wahlweise auf flexibler Bestuhlung mit Blick auf die Pavillons oder mit dem Rücken zu diesen auf den Holztribünen Platz nehmen. Andersherum bieten sich für die Darsteller*innen variable Kulissen an – offene oder geschlossene Faltläden, drinnen, draußen oder wie Till Eulenspiegel aus luftiger Höhe auf den per Leiter erreichbaren Dächern. Zwischen den Pavillons und der Burgmauer liegt zudem ein optimaler Backstagebereich. Genutzt werden können die drei Häuschen aber auch als Garderoben oder Hütten für Burgfeste.
Auch wenn es den Eindruck erwecken könnte, so ist dies kein temporäres Projekt. Um Förderung des Programms Leader zu erhalten, das sich aus EU- und Landesmitteln zusammensetzt, war eine dauerhafte Nutzung Voraussetzung. Ein Großteil der rund 540.000 Euro Baukosten stammt aus diesem Topf. Im Sinne des Denkmalschutzes würde sich die einfache Konstruktion aber rückstandslos entfernen lassen, so Niklas Fanelsa.
Die kleinen Holzständerbauten sind mit Holzfaser gedämmt und so auch im Winter nutzbar. Für die vorgehängte Fassade wählte man zementgebundene Spanplatten, die Innenräume wurden mit hellen Multiplexplatten und Linoleum ausgekleidet. Den Großteil der Arbeiten führte eine lokale Tischlerei durch.
2010 war an gleicher Stelle ein Neubau für das Kunstarchiv Beeskow vorgesehen. Den damaligen Wettbewerb gewann das Team um Max Dudler mit einem mächtigen Satteldachbau, der die gesamte Ostflanke eingenommen hätte. Aus dem millionenschweren Vorhaben wurde jedoch nichts. Stattdessen kommen nun die Spielleute auf Burg Beeskow. (mh)
Fotos: Simon Menges, Nino Tugushi
Zum Thema:
In BauNetz WOCHE #549 „Shortlist 2020“ haben wir das 2016 gegründete Atelier Fanelsa, das sich vor allem mit Projekten im ländlichen Raum beschäftigt, vorgestellt.
www.burg-beeskow.de
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