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10.05.2021

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Nature first, Häuser später

Arkitema planen Inselaufschüttung vor Kopenhagen


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Dass Architektur und Städtebau manchmal etwas länger dauern können, ist bekannt. Aber 50 Jahre sind trotzdem eine stattliche Zahl. 2070 – bildet den Zeithorizont des jüngsten Projekts des Büros Arkitema mit Hauptsitz in Aarhus. Für die staatliche Gesellschaft By & Havn und unter Zustimmung der dänischen Regierung und der Stadt Kopenhagen planen die Architekt*innen vor der Hafeneinfahrt Kopenhagens eine Inselaufschüttung namens Lynetteholm. Dabei handelt es sich um nicht weniger als eines der ambitioniertesten Landgewinnungsprojekte der letzten Jahrzehnte. Entscheidend ist gar nicht mal so sehr seine Größe von 275 Hektar, sondern die Ambition, Kopenhagen mit diesem Projekt dauerhaft gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen.

Nachdem erste Ideen für Lynetteholm schon vor zwei Jahren präsentiert wurden, folgen jetzt weitere Details und Visualisierungen. Zunächst würde ein Küstenstreifen von rund 60 Hektar gezogen werden, der sich dann langsam füllt und in die neue Insel oder defacto Halbinsel verwandelt. Arkitema, die mit den Büros COWI und Third Nature zusammenarbeiten, sprechen von einem Nature first-Ansatz, der darauf abziele, dass sich die dem Meer abgewonnene Fläche zunächst ungestört entwickeln könne. Erst später sollen dann Teile dieser neuen Natur einem Stadtteil für bis zu 35.000 Menschen weichen. Arkitema sind nach aktuellem Stand in alle Planungsstufen von Lynetteholm involviert.

Neben seiner Funktion als Siedlungsfläche und Naherholungsgebiet böte Lynetteholm ein wesentliches Element des Schutzes der Stadt vor einem steigenden Meeresspiegel. Die Landaufschüttung verengt die Hafeneinfahrt, die so wiederum bei Bedarf durch Tore zwischen Lynetteholm und Nordhavn vor den Fluten geschützt werden kann. Sie soll unter anderem durch den Aushub von anderen großen Infrastrukturprojekten wie der Kopenhagener Metro gespeist werden.

By & Havn, die Auftraggeber von Lynetteholm, die auch für Ørestad und die Entwicklung des Hafens verantwortlich sind, hoffen darauf, dass sich die Kosten für die Aufschüttung durch den Verkauf des Landes hereinholen lassen. Lynetteholm in seiner letzten Ausbaustufe dürfte darum aller Nature first-Rhetorik zum Trotz primär einem dicht bebauten Innenstadtbezirk gleichen. Und während die Visualisierungen von Arkitema noch windzerzauste Dünenlandschaften zeigen, sind im Netz längst auch andere, weitaus konventionellere Visualisierungen zu finden. Kein Wunder, dass das Projekt auch viele Gegner hat. Kritisiert wird unter anderem ein unzureichendes, auf Automobilität fokussiertes Verkehrskonzept und eine mangelnde Prüfung auf Umweltverträglichkeit. (sb)


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