Die Hafenstadt Trondheim im Norden Norwegens hat ein stadtplanerisches Problem: Ein Kanal liegt zwischen der Altstadt und dem vorgelagerten Hafenareal samt Hauptbahnhof. Durch ein Stadtentwicklungsprogramm soll diese Kluft nun überwunden werden. Einen zentralen Baustein in diesen Bemühungen bildet der neue Hauptbahnhof des dänischen Büros Arkitema Architects, das kürzlich den hierzu ausgelobten Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Der neue Bahnhof soll das Stadtgeschehen besser an den Hafen anbinden.
Arkitemas dezent geschwungener Entwurf mit dem Namen The Curve ist als Holzkonstruktion konzipiert und besteht aus zwei Gebäudeteilen. Der kleinere, zur Stadt orientierte Teil schließt an die Blockrandbebauung an, die der Masterplan hier vorsieht. Der größere, hintere Gebäudeteil sitzt über einem Teil der Bahnanlagen. Eine Art Steg verbindet die beiden Teile auf der Höhe des zweiten Obergeschosses.
Auf dieser Ebene liegt auch eine bereits gebaute Fußgängerbrücke mit großzügiger Treppenanlage, die neben dem Bahnhof beginnt und über das gesamte Gleisfeld führt. Da der Bau des Bahnhofs während des laufenden Bahnbetriebs erfolgt, soll der Gebäudeteil, der die Schienen überbrückt, in Modulbauweise realisiert werden. Die vorgefertigten Module können vor Ort zusammengefügt werden ohne den Bahnverkehr zu stören. Auch die geschwungene und nach unten abgestufte Holzfassade wird auf diese Art realisiert. Sie erinnert an die alten Häuser der Stadt entlang des Flusses Nidelven und möchte so einen Bezug zur Stadt herstellen.
Die Holzkonstruktion erzählt nicht nur die Geschichte Trondheims, sondern überzeugt auch klimatisch. Nachhaltigkeit ist bei der Planung ein wichtiges Kriterium: Der Bahnhofsneubau soll ein Vorbild für klimafreundliche Stadtplanung und für grüne Mobilität werden. Laut Bauherrschaft reichen die Kapazitäten des bestehenden Bahnhofs nicht aus, um das stetig steigende Verkehrsaufkommen zu decken. Auch die Zugänge zu den Bahnsteigen seien nicht optimal gelöst. Die reibungslose Verknüpfung der Verkehrsströme hatte bei der Planung des neuen Knotenpunktes oberste Prämisse.
Die doppelgeschossige Eingangshalle auf Straßenniveau soll eine großzügige Ankunftssituation schaffen und als zentraler Raum dienen, in dem alle Wege zusammenlaufen. The Curve bietet darüber hinaus Büroflächen sowie zahlreiche Angebote in Form von Dienstleistungen, Cafés und Geschäften, die das Gebäude künftig in einen Treffpunkt für die Bewohner Trondheims verwandeln sollen. Mit der zum Platz orientierten Gastronomie lädt der Bahnhof auch an warmen Sommertagen zum Verweilen ein, so dass die räumliche Kluft zwischen Stadt und Hafen hoffentlich langsam verblassen wird.
Text: Trang Pham
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latimer | 07.04.2020 21:14 UhrHauptbahnhof Trondheim
Eine interessante Architektur - auch alles in Holz! Das ist modern und sieht auch so aus.
Aber:
Ich sehe keinen Hauptbahnhof, sondern kommerzielle Gebäude mit hoher Rendite und nebenbei einem direkten Gleisanschluss als vorrangiges Vermarktungselement.
Vielleicht ist das die Neue Welt, in der wir in Zukunft leben. Repräsentative Gebäude für die wichtigen Grundlagen einer modernen Gesellschaft sind da nicht mehr vorgesehen. Diese haben als große Orientierungsmarken in unseren Städten anscheinend ausgedient und überlassen das Thema privatwirtschaftlichen Interessen und dem (leider oftmals) Zufall der Qualitäten öffentlichen Raums, dessen Bedeutung damit immer mehr zunehmen wird.