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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Architekturschule_in_Strassburg_3324105.html

24.09.2013

Werkzeugkasten

Architekturschule in Straßburg


Das Studium prägt die Laufbahn eines jeden Architekten – neben Professoren und Ort trägt auch das Gebäude einen wesentlichen Teil dazu bei. Die Straßburger Architekturstudenten dürfen sich nun über einen besonderen Neubau freuen. Vergangenen Freitag wurde dort die École Nationale Supérieure d'Architecture de Strasbourg (ENSAS) eingeweiht und in Betrieb genommen. Entworfen und realisiert von dem Pariser Architekten Marc Mimram – der übrigens selbst als Professor in Lausanne, Princeton und aktuell an der Ecole d'Architecture de Marne-la-Vallée tätig war und ist –, zeigt sich die neue Architekturfakultät als ein Art Werkzeugkasten mit Schaufenstern zur Stadt.

Die Architekturschule steht mitten in der Stadt am Boulevard Wilson. Sie sollte auf keinen Fall ein isolierter Solitär werden, sondern einen Dialog mit ihrem Umfeld eingehen. „Zwischen transparent und opak, zwischen Auflösung des öffentlichen Raums und Schwerkraft“ entwickelte der Architekt einen transparenten Gebäudekomplex: „ohne Prunk“, wie er sagt, aber „mit einer gewissen Großzügigkeit“. Die beiden Baukörper, die als „Fabrik“ (Neubau) und „Garage“ (Umbau der alten Schule) bezeichnet werden, sind über die Seitenstraße mit einem gläsernen Übergang verbunden – ein „Fenster zur Stadt“.

Deutlicher Eyecatcher ist der 4.500 Quadratmeter große Neubau für die „Fabrik“: Vier verschieden große Volumen stapeln sich übereinander und sind spitzwinklig gegeneinander verdreht und verschoben – das sieht dynamisch aus und erzeugt Aufmerksamkeit im Stadtbild. Während das Erdgeschoss als transparenter Kubus die Eingangshalle bildet, sind die darüber liegenden Volumen je zweigeschossig und beinhalten die Ateliers. Deren Fassadenelemente mit vertikalen, verstellbaren Metalllamellen lassen sich je nach Bedarf komplett öffnen oder schließen – große Fenster strukturieren die Hülle.

Der Architekt spielt bei diesem Element mit der Metapher des Schleiers; öffnet man die Lamellen, wird die dahinter liegende Tragkonstruktion sichtbar inszeniert. Vielleicht ein verstecktes Indiz für den Werdegang von Marc Mimram: Dieser hat nämlich neben seinem Architekturdiplom auch je einen Abschluss als Mathematiker, Ingenieur und Philosoph; er hat in Paris und in Berkeley studiert.

Fotos: Julien Lanoo


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