Transparent, minimalistisch-funktional, nachhaltig – das Kopenhagener Büro Adept hat im Auftrag der Danish Building and Property Agency ein neues Lehrgebäude für die Aarhus School of Architecture entworfen, das dem Anspruch der Architekturschule nach zeitgemäßer Vermittlung von Theorie und Praxis auch räumlich gerecht werden will. Der Neubau auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs soll mit seiner offenen Anlage und industriell inspirierten, rohen Materialität zum Inkubator und Labor für architektonische Experimente, werkstattbasiertes Lernen und spontane Synergien werden. In dem Gebäude sind die bisher auf zehn unterschiedliche Standorte verteilten Abteilungen der Schule nun unter einem Dach vereint. Das Budget lag bei circa 38,5 Millionen Euro.
Für die Planung stand ein Areal von 12.500 Quadratmetern und optionalen weiteren 2.500 Quadratmetern zur Verfügung. Adept füllten die Fläche mit einem massiven viergeschossigen Baukörper in Form einer Regalstruktur, die an einer Längsseite von Geschoss zu Geschoss abtreppt. Während im Erdgeschoss roher Beton dominiert, bestimmen in den Obergeschossen große Glasflächen das Fassadenbild. Die offen liegenden Materialien sollen in Kombination mit sichtbaren technischen Leitungen und industriellen Details nicht nur auf die Geschichte des Ortes verweisen, sondern auch den Charakter einer „Lernfabrik des 21. Jahrhunderts“ transportieren.
Die klare räumliche Organisation und Anpassungsfähigkeit mache sichtbar, „wie ein Gebäude gebaut wird, wie ein Entwurf mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Materialien Wirkung entfaltet und wie Architektur bewusst als flexibler Rahmen für die Nutzungen und Aktivitäten in den Hintergrund tritt“, erläutern die Architekt*innen ihr Konzept: Lehre und Architektur sollen nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern sichtbar und zugänglich sein. Auch der urbane Außenraum des Schulgebäudes wird zur Forschungsstätte, hier wird unter anderem mit übrig gebliebenen Baumaterialien experimentiert und nach Lösungen zur Klimaanpassung und Ressourcenschonung gesucht.
Upcycling war neben lokalen Produktions- und Transportketten auch ein wichtiger Aspekt bei der Realisierung des Bauprojekts: So wurden die Holzböden aus den Resten der industriellen Fensterproduktion gefertigt. Teile der sich über mehrere Stockwerke erstreckenden Bibliothek – konzipiert von Praksis Arkitekter (Svendborg) – bestehen aus dem wiederverwendeten Regalsystem eines nahe gelegenen, historischen Gebäudes. Beim Beton wurde den Angaben der Architekt*innen zufolge in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Materialeinsatz bei der Konstruktion verringert und die Verwendung von Recyclingmaterial maximiert, um eine möglichst abfallfreie Produktion zu begünstigen. Damit sei es der Universität möglich, ihren Energieverbrauch im neuen Gebäude im Vergleich zur Summe der früheren Standorte um bis zu 50 Prozent zu senken. (da)
Fotos: Rasmus Hjortshøj
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