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15.12.2015

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Corten im Fluss

Architekturhochschule in Stockholm


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Dem Volksmund ist nichts vorzumachen. Ob hämisch oder zugeneigt, er weiß immer eine Eigenschaft auf die Pointe zu bringen: Rostlaube etwa beschreibt bis heute ziemlich prägnant den von Georges Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods 1963 für die Freie Universität Berlin entworfenen Bau, dessen Fassade komplett mit Cortenstahl verkleidet ist. Tham & Videgård (Stockholm) haben sich bei ihrem Neubau für die Architektur-Fakultät der Königlich Technischen Hochschule Stockholm nun ebenfalls für den schnell rostenden Baustahl entschieden. Nur nicht flach und rechteckig wie bei Candilis, Josic und Woods in den Sechzigern, sondern als sphärische Hyperbel-Kombination ragt ihre sechsstöckige Rostfigur nun aus dem historischen Campus-Ensemble heraus.

Mit der roten Corten-Fassade will das Stockholmer Büro, das für den Neubau bereits mit dem Preis der Swedish Association of Architecture ausgezeichnet wurde, eine visuelle Beziehung zum Backstein der umliegenden Bauten von Erik Lallerstedt aus dem frühen 20. Jahrhundert herstellen. Der tiefe Grundriss wird durch großzügige Fensterflächen belichtet, die Tham & Videgård in ihr gespreiztes, stark profiliertes Fassadenraster legen. Markant ist der Abschluss einer Seitenflanke, die das fünfte und sechste Stockwerk bildet: Mit einer rechteckigen Fensterfront ragt dieser über das hauptsächliche Volumen hinaus. 

Alles soll fließen auf den 9.140 Quadratmetern dieses Neubaus. Das Motiv der Hyperbel setzen die Architekten in verschiedenen Kombinationen im Grundriss fort: Wände sind gebogen und Erschließungswege schlängeln sich durch einen kontinuierlichen Innenraum. Im breiten Sockelgeschoss gruppieren sich eine Reihe doppelgeschossiger Räume – Ateliers, Ausstellungs- und Vorlesungssäle – um das großzügige Eingangsfoyer. Ein kleiner ovaler Innenhof greift das Motiv des parkartigen Universitätscampus en miniature auf. Der Rost beeindruckt den Volksmund heute wohl nicht mehr, dafür liefert dieser Neubau viele weitere Motive, auf die die Stockholmer ihn zuspitzen könnten – wohl eher liebevoll als gehässig. (sj)

Fotos: Åke E'son Lindman


 
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