„Topographie des Terrors - Das Meisterwerk als Kostenfalle?“ Unter diesem Motto hat die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am 27. Juni 2000 ein Architekturgespräch im DAZ (Deutsches Architekturzentrum) durchgeführt. Neben Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und Senatsbaudirektor Hans Stimmann, der die Moderation übernahm, waren der Architekt der „Topographie“, Peter Zumthor, und der Tragwerksplaner Jörg Buchli (Haldenstein) anwesend. Der Bauingenieur Jörg Schlaich (Stuttgart) und der beratende Ingenieur Gert König (Leipzig) sowie der Architekturkritiker Martin Kieren saßen ebenfalls auf dem Podium.
Peter Zumthor ging noch einmal auf die Besonderheit des Standortes ein, der keine domestizierte Hülle erlaube, sondern eine Konstruktion erfordere, die den historischen Kontext des Ortes respektiere. Das Betonstabwerk der „Topographie“ sei eine Konstruktion, bei der man nichts mehr weg lassen könne, allerdings erfordere sie eine „Kompetenz der Baustelle“. Sein Entwurf könne nicht mit „marketinggesteuerten Oberflächen“ umgesetzt werden, er verlange eine Ehrlichkeit, die sich in einem integralen Baustil äußern müsse.
Senatsbaudirektor Hans Stimmann erklärte, die Bauaufgabe sei erst vergeben worden, nachdem die Konstruktionsbedingungen gelöst waren. Allerdings habe es schon sehr früh Kommunikationsprobleme gegeben, und man habe aus diesem Grund 1996 Gert König als „Moderator“ hinzu gezogen, der mit den Planern eine Lösung entwickelt habe, die es ermöglichte, Zumthors sehr niedrig angesetzten Toleranzwerte für die Betonstäbe einzuhalten. König erklärte, er habe dann allerdings erst wieder im Mai 1999 etwas von den Verantwortlichen gehört, als es Probleme mit dem - witterungsabhängigen - Klebstoff gegeben habe. Gerade aus dieser Notwendigkeit, die Betonstäbe zusätzlich zu verkleben, wodurch sich die geschätzte Bauzeit von 100 Tagen auf vier Jahre erhöht, ergebe sich zumindest ein Teil der Kostensteigerung.
Der Stuttgarter Tragwerksplaner Jörg Schlaich, der vor sechs Wochen vom Senat als Berater hinzu gezogen worden war, erklärte, die „Topographie“ eigne sich seiner Meinung nach nicht für eine Kostendiskussion. Ein Projekt dieser Art müsse nach Aufwand und nicht nach VOB berechnet werden. Das Olympiastadion in München würde bis heute nicht gebaut sein, wenn man damals nach VOB abgerechnet hätte, sagte er weiter. Die „Topographie“ sei ein sehr gutes Bauwerk, und die Konstruktion sei realisierbar. Allerdings müsse man über Vereinfachungen nachdenken, und er appelliere an Zumthor, seine Präzisionsforderungen zurück zu schrauben. Schlaich selbst stellte eine um 7 Millionen Mark billigere Lösung vor, bei der die aufwändige Verspannung und Verklebung der Betonstäbe durch eine Verdübelung ersetzt wird.
Peter Strieder erklärte, öffentliche Baukunst dürfe nicht zum Selbstzweck werden, das Hantieren mit dem Kunstbgriff in der Architektur dürfe nicht dazu dienen, sich aus öffentlichen Taschen bedienen zu wollen. In Berlin sei es die übliche Praxis gewesen, Bauprojekte schönzurechnen um eine Genehmigung zu erhalten, damit müsse nun endgültig Schluss sein.
Die Veranstaltung endete mit dem Appell Stimmanns, die „Topographie“ müsse endlich ein angemessenes Haus erhalten.
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Baustellenfoto: Philipp Meuser, Berlin