Kartenbasierte Online-Architekturführer sind ein erfreulicher Trend. Was liegt näher, als Bauten auf digitalen Karten zu verorten, um Architekten und Interessierten einen Wegweiser an die Hand zu geben? Nun hat die Architektenkammer Thüringen ihren digitalen Architekturführer gestartet, der Bauten in Thüringen, aber auch Bauten aus Thüringen zugänglich macht. Und obwohl es in Thüringen keine Büros gibt, die im großen Stil im internationalen Architekturzirkus mitmischen, so findet sich doch das ein oder andere Projekt in Zentralasien und China. Die Schwerpunkte liegen aber eindeutig auf dem Freistaat und Deutschland, wie ein Blick auf die übersichtlich gestaltete Website schnell klar macht.
Über 2.300 Projekte sind momentan verfügbar. Den Grundstock dieser reichhaltigen Sammlung bilden Projekte, die jedes Jahr von den Büros für den Tag der Architektur eingereicht werden. Seit Mitte der Neunzigerjahre liegen diese Daten digital vor und sind nun, nachdem sie redaktionell aufbereitet wurden, auf der neuen Website – die sowohl für stationäre als auch mobile Endgeräte optimiert wurde – recherchierbar.
Eine bewusste Prämissse des Portals ist es, nicht nur Prämiertes und Herausragendes zu zeigen, sondern dass die Mitglieder der Thüringer Kammer ihre Projekte selbständig einpflegen können. Natürlich setzt man darauf, dass die Architekten vor allem gelungene Projekte veröffentlichen, noch wichtiger ist es jedoch, eine möglichst große Bandbreite an Bauten zu präsentieren. Dadurch wird das Portal nicht nur für Architekturtouristen interessant, sondern auch für potentielle Bauherren, die nach Büros und Vergleichsbauten suchen können. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der digitale Architekturführer zum Beispiel auch vom kürzlich online gegangenen Architekturführer des BDA, der nur auf die Gewinner der diversen BDA-Preise setzt.
Um trotzdem auch in qualitativer Hinsicht Orientierung zu geben, bietet das Portal eine „Sammlung kuratierter Projektauswahlen“. Hier werden Preisträger und die Teilnehmer des jährlichen Tags der Architektur übersichtlich präsentiert. Die Balance zwischen dem alltäglichen Baugeschehen und den Höhepunkten zeitgenössischer Architektur scheint also zu stimmen. Wer nun einwendet, dass das historische Bauen zu kurz kommt, der sei auf das kommende Jahr vertröstet. Dann wird die Stiftung Baukultur Thüringen eine Online-Version ihres Architekturführers starten, der von der Gegenwart bis zurück zur Zwischenkriegszeit reicht und Bauten dieser Zeitspanne vorstellt. Dass zwischen den beiden Seiten verlinkt wird, ist selbstverständlich. (gh)
Zum Thema:
www.architektur-thueringen.de