Es gibt unterschiedliche Gründe, ein Gebäude in den Boden einzulassen – sei es, um den Bau in die Landschaft einzufügen, einen öffentlichen Platz darüber auszubilden oder um eine besondere Belichtungssituation zu schaffen. Manche Architekturen entstehen in bereits vorhandenen unterirdischen Strukturen und ergreifen von diesen Besitz. In jedem Fall liegt der Fokus bei solchen Bauten auf der Ausbildung ihrer Innenräume. Sie können meist flexibel gestaltet werden und bieten somit Platz für unterschiedlichste Nutzungstypen.
Einige Museen machten jüngst durch unterirdische Anlagen von sich reden. Das Centrum Dialogu Przelomy im polnischen Stettin haben KWK Promes in seiner Materialität und Form in den Platz der Solidarität eingefügt, an dem auch die Stettiner Philharmonie liegt. Eine Erweiterung für das Victoria and Albert Museum in London konnte in Form einer 1.100 Quadratmeter großen unterirdischen Galerie durch AL_A realisiert werden. An der nordchinesischen Bohai-Bucht entwarfen OPEN Architecture ein Kunstmuseum, dessen mit Betonkuppeln überspannte Innenräume sich in den Sand der umliegenden Dünen eingraben.
Auch Mold Architects versenkten ihre Villa auf Serifos in die steinige Inselküste. Dabei nutzen sie die für den Bau ausgehobenen Steine als Material für ihre keilförmige Architektur. Auf Menorca kann man in einem von Ensamble Studio umgebauten Steinbruch unterirdisch wohnen. Mit minimalen Eingriffen transformierten die Architekt*innen den gefundenen Ort in ein bewohnbares Sommerdomizil. Eine kuriose Geschichte erzählt das Wohnhaus im Londoner Stadtteil Hackney: Über Jahre hatte ein ehemaliger Bewohner ein Netzwerk von Tunneln unter dem Haus gegraben. Als dieses schließlich von Adjaye Associates transformiert wurde, nutzen sie die bestehenden Strukturen und legten dort neue Räume an.
Text: Ida Rewicki
Titelbild: Ca'n Terra – Sommerdomizil von Ensamble Studio auf Menorca, Foto: Iwan Baan