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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Architektur_im_Kino_Siemensstadt_7607002.html

07.05.2021

Filmtipp: Säulen auf Schiffen

Architektur im Kino Siemensstadt


Das wäre doch schön, wenn das alte Kino Siemensstadt wieder öffnete. Bis 1961 bot es den Familien in der Berliner Großsiedlung eine Unterhaltungsmöglichkeit, heute befindet sich darin ein Textildiscounter. Das Projekt „Kino Siemensstadt“ ruft diese Kinotradition wieder wach, verlagert aber nun den Film für zehn Wochen vom gebauten Kinosaal ins Internet. Seit dem 1. Mai läuft die Filmreihe auf Initiative des Ausstellungsorts „Scharaun“, der sich in einem Scharoun-Bau der Siedlung befindet. Das Programm ist zwar dem Thema Arbeit gewidmet, doch auch die Architektur taucht hier auf. Zwei Tipps für das kommende Wochenprogramm, das morgen beginnt und kostenlos gestreamt werden kann.

„The Column“ von Adrian Paci
Das Motiv dieses Films ist so klar, die Szene so einfach und doch wird in den ruhigen und langsamen Aufnahmen zur Entstehung einer Steinsäule der ganze Komplex einer globalisierten (Bau-)Wirtschaft greifbar. Der albanisch-italienische Künstler Adrian Paci produzierte „The Column“ ursprünglich 2013 für eine Ausstellung im Pariser Jeu de Paume, doch der Film wurde mittlerweile vielfach international gezeigt. 2014 lief er auf der Architekturbiennale in Venedig. Die Idee zu „The Column“ soll ihm gekommen sein, als er von einem bekannten Historiker erfuhr, dass sich in China riesige Marmorskulpturen bestellen lassen, für deren Produktion es billiger ist, wenn Arbeiter sie erst während der Überfahrt nach Europa auf einem Frachter herstellen. Sein Film verfolgt den Alltag der Bildhauer, aber auch die unerbittliche Logik ihrer Ausbeutung. Die im Stil des europäischen Klassizismus geformte, meterlange Säule – eigentlich ein Symbol von Herrschaft und Hierarchie – bleibt dabei während des gesamten Films liegen.

„The Column“
Adrian Paci
Frankreich, 2013
Dokumentation in Farbe, 25 Minuten

„All That Perishes At The Edge Of Land“ von Hira Nabi

Man spricht viel vom Lebenszyklus eines Gebäudes, weniger von dem eines Schiffes. Dabei können diese Dimensionen von Gebäuden annehmen. Der Schauplatz dieser Doku-Fiktion von Hari Nabi ist die Abwrackwerft in Gadani in der pakistanischen Provinz Belutschistan. Dort stranden ausgemusterte Schiffe, um mit Schneidbrennern und geduldiger, oft gefährlicher Arbeit präzise zerlegt zu werden. In einer surrealen Wendung des Films haucht die Regisseurin dem stählernen Wrack eines Frachters, dessen Lebenszyklus in der Werft enden soll, nun nochmal Leben ein. Das ausgediente Schiff tritt in einen Dialog mit den Arbeitern und gemeinsam reden sie über Träume, Sehnsüchte, Heimat, die Verschmutzung der Meere und das unvermeidbare Schicksal der Demontage.

„All That Perishes At The Edge Of Land“
Hira Nabi
Pakistan, 2019
Doku-Fiction in Farbe, 30 Minuten
Urdu, Pashto mit englischen Untertiteln


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Auswahl und Text: Sophie Jung



Video:


„All That Perishes At The Edge Of Land“ von Hira Nabi, Pakistan, 2019

Zum Thema:

Das aktuelle Programm des Kinos Siemensstadt ist zu finden unter: www.scharaun.de/kino-siemensstadt-21


Im Sommer 2020 startete Kino Siemensstadt mit 26 Künstler*innenfilmen zum Thema Architektur. Das ganze Programm ist auf der Website von Scharaun dokumentiert: www.scharaun.de


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Still aus Adrian Paci „The Column“, 2013 Courtesy of the artist, Galerie Peter Kilchmann und Kaufmann Repett

Still aus Adrian Paci „The Column“, 2013 Courtesy of the artist, Galerie Peter Kilchmann und Kaufmann Repett

Still aus Adrian Paci „The Column“, 2013 Courtesy of the artist, Galerie Peter Kilchmann und Kaufmann Repett

Still aus Adrian Paci „The Column“, 2013 Courtesy of the artist, Galerie Peter Kilchmann und Kaufmann Repett


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