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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Architektur-Grenzgaenger_an_der_TU_Berlin_18383.html

24.06.2005

Das Universum ist beige

Architektur-Grenzgänger an der TU Berlin


Trotz hochsommerlicher Temperaturen hatten sich rund 120 Interessierte am 23. Juni 2005 im Architekturgebäude der TU Berlin versammelt, um sich mit den Lebensläufen von vier „Grenzgängern“ auseinander zu setzen, die BauNetz gemeinsam mit der Firma Nemetschek auf das Podium geladen hatte (BauNetz-Meldung vom 16. 6. 2005):

  • Alexander Rieck, Forscher, Fraunhofer-Institut

  • Jürgen Mayer H., Architekt und Designer

  • Bärbl Hiedl, Grafikdesignerin, Projektbüro Henkel.Hiedl

  • Anneke Holz, Public Relations, Léon Wohlhage Wernik Architekten

  • Moderation: Jan R. Krause, FH Bochum, Marketingleiter Eternit AG
Eine ungewohnte Veranstaltung für die Architekturfakultät, denn hier standen einmal nicht die Projekte der Referenten im Vordergrund, sondern ihr Lebensweg und ihre berufliche Entwicklung - und die waren keineswegs immer so geradlinig und zielstrebig, wie man es von erfolgreich im Beruf stehenden Menschen vermutet hätte.

Vielmehr wurde deutlich, dass drei von den vier ausgebildeten Architekten, die auf dem Podium saßen, gar nicht bewusst ihre derzeitige Position - als Forscher, Pressesprecherin oder Grafikerin - angestrebt hatten, sondern sich auf ihrem Weg vieles „ergeben“ hatte, sie bestimmte Neigungen erst während des Studiums oder danach entdeckten. Das hieß aber nicht, dass sie weniger anspruchsvoll ihre berufliche Verwirklichung verfolgt hätten - „banale Investorenarchitektur zu machen“, wäre ihnen zu wenig gewesen; vielmehr merkten sie, dass sie bei der Ausübung „architekturferner“ Tätigkeiten ihre hinter dem Ergreifen des Architekturstudiums stehende Motivation auch - und anscheinend sogar besser und erfüllender - in anderen Bereichen leben und professionalisieren konnten.

Und der einzige tatsächlich als Architekt tätige „Grenzgänger“ gab gleich zu Anfang zu, Architektur eigentlich eher aus pragmatischen Gründen studiert zu haben: „Kunst war meinen Eltern dann doch nicht bodenständig genug.“ Das Architekturstudium sollte für Jürgen Mayer H. das nötige Handwerkszeug liefern, um seine räumlichen Ideen großformatiger Skulpturen besser realisieren zu können. Dass ihm dies noch nicht genug ist, zeigt seine forschende Tätigkeit im künstlerischen oder phänomenologischen Bereich - zum Beispiel zur Farbe „beige“, die anscheinend der „kleinste gemeinsame Nenner“ ästhetischen Empfindens ist - „damit tut man keinem weh“ - und mathematischen Berechnungen zu Folge die Farbe der kosmischen Ursuppe: „Das Universum ist beige.“

Das „Grenzgängertum“ ist dem Architektenberuf im gestalterischen Bereich seit jeher zu eigen. Dass auch die anderen im Studium trainierten Fähigkeiten oder Eigenschaften wie Ideenvermittlung, Forschergeist, Kommunikativität, konzeptionelles und ganzheitliches Denken, Koordinationsfähigkeit, Offenheit oder Neugier in anderen Berufsfeldern erfolgreich und erfüllend eingesetzt werden können - die Motivation, einem anderen ein schönes Haus zu bauen, kann auch darin münden, ihm ein stimmiges Werbe-, PR- oder Grafikkonzept zu liefern - hat die gestrige Veranstaltung gezeigt.


Zu den Baunetz Architekt*innen:

léonwohlhage
J. MAYER H. und Partner


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