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21.03.2016
Musterhaus
Architektenpaar baut in Dämmbeton
Für sich selbst bauen – manche Architekten können sich das vielleicht nicht vorstellen, repräsentiert das eigene Haus doch mehr oder weniger kompromisslos die eigene Haltung, auf die man sich mit dem Bau zu einem bestimmten Zeitpunkt festlegt. Gerade in diesem Aspekt liegt für andere eine große Chance: Heike Nickel und Ralf Bernhardt arbeiten als angestellte Architekten in unterschiedlichen Büros. Mit ihrem Neubau im bayrischen Weißensberg konnte das Paar nicht nur den eigenen Wohntraum für die Familie verwirklichen, sondern auch das Profil des gemeinsamen Büros rh-architektur schärfen.
Das kleine Haus auf zwei Ebenen überzeugt durch konzeptuelle Konsequenz. Eine Hülle aus monolithischem Dämmbeton umschließt das Innenleben aus Massivholz. Um das klare Erscheinungsbild, die „Reduktion auf das Wesentliche“ möglich zu machen, holten sich die Architekten baukonstruktive Inspiration in der Schweiz: In Chur besuchten sie das Wohnhaus des Dämmbeton-Vaters Patrick Gartmann.
Auf eine spezielle Sichtbetonschalung wurde verzichtet, nicht zuletzt, weil mit einer herkömmlichen Schalung eine lebendigere Oberfläche entsteht. Dafür wurde bis auf eine Höhe von vier Metern geschalt, um bis zu den Brüstungen der Fenster im Obergeschoss keine Zäsur entstehen zu lassen. Außerdem bekamen die Fenster besondere Aufmerksamkeit, baute Bernhardt als gelernter Schreinermeister deren Schalung doch selbst – hier sollte alles millimetergenau passen. Außen erreichte man eine tuffartige Oberfläche durch Handstocken und Hydrophobieren, innen wurden die Wände mit einem Schwingschleifer bearbeitet.
Energetisch autark und dabei wirtschaftlich sollte das Haus sein, deshalb wird die Speichermasse für einen Grundofen genutzt. Die Zusammenfassung von Bädern und Küche um einen massiven Kern hält die Warmwasserleitungen kurz und minimiert Energieverluste. In einem guten Wohnhaus bilden Grundriss, Technik und Ästhetik eine Einheit, zeigen die Architekten. Kompromisse gingen sie nur mit den Bauvorschriften ein. So wurde die Attika-Abdichtung beispielsweise zehn statt der geforderten fünfzehn Zentimeter hochgezogen.
Es ist den Architekten gelungen, solide architektonische Arbeitsweise mit vernünftigem Budget zu demonstrieren. Schön ist auch der flexible Grundriss im Bereich der Kinderzimmer: Die drei 11-Quadratmeter-Räume lassen sich über Schiebetüren untereinander und mit dem Spielflur verbinden. Das Haus Bernhardt ist quasi ein Musterhaus für Eigenheiminteressenten mit Anspruch. (dd)
Fotos: Darko Todorovic
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