Schon jung erfolgreich, immer mit Schlips, aber heute weitgehend unbekannt: Die beiden Architekten Klaus Kirsten und Heinz Nather haben ab Mitte der fünfziger Jahre einige der ungewöhnlichsten Bauten West-Berlins verwirklich. Dazu gehört insbesondere das Fabrikgelände Rotaprint, dessen rohe Architektur wirkt, als sei der Brutalismus eine Erfindung aus dem Wedding.
Am kommenden Donnerstag werden die Künstlerin Daniela Brahm und der Künstler Les Schliesser das Werk von Kirsten & Nather vorstellen, unterstützt unter anderem von Nather selbst, der heute noch in Berlin lebt. Brahm und Schliesser haben dabei einen sehr persönlichen Zugang: Sie arbeiten selbst in einem Gebäude der beiden Architekten, das sie im Rahmen des von ihnen initiierten Projekts ExRotaprint als gemeinnützigen Gewerbestandort entwickelt haben.
Während ihrer Arbeit an ExRotaprint haben Brahm und Schliesser außerdem ein Buch über das Lebenswerk von Kirsten & Nather herausgegeben, das bei Hatje Cantz erschienen ist. Neben vielen Gewerbebauten werden darin unter anderem auch zahlreiche Wohnbauten gezeigt, die sich durch eine für die damalige Zeit ungewöhnlich entspannte Offenheit auszeichnen.
Einige Projekte wurden für das Buch neu fotografiert, während viele Bauwerke mit zeitgenössischem Material gezeigt werden. Das Buch gibt damit auch Einblicke in die bundesdeutsche Publikationspraxis jener Jahre – inklusive einer amüsanten Homestory in der Zeitschrift „Film und Frau“.
Arch+ features: Donnerstag, 28. Januar 2016, 19 Uhr
Ort: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin
www.archplus.net
Kirsten & Nather
Wohn- und Fabrikationsgebäude zweier West-Berliner Architekten
Hrsg. Daniela Brahm, Les Schliesser/ExRotaprint
Texte von Frank Seehausen, Alexander Hoff, Gundula Lang, Elmar Kossel, Daniela Brahm, Les Schliesser, Thomas Steigenberger
Hatje Cantz, 2016
272 Seiten, 245 Abbildungen
39,80 Euro
www.hatjecantz.de
Wer in dieser Woche noch Lust auf einen weiteren historischen Abend mit der Arch+ hat, dem sei außerdem am Freitag der „Abend für Julius Posener“ empfohlen, der anlässlich des 20. Todestages des Architekten in der Werkbund Galerie stattfindet. Helga Schmidt-Thomsen wird mit Nikolaus Kuhnert über die Bedeutung des Architekturhistorikers sprechen und Hanns Zischler den Abend mit einer Lesung von Poseners Texten beschließen.
Ein Abend für Julius Posener: Freitag, 29. Januar 2016, 19 Uhr
Ort: Werkbund Galerie, Goethestraße 13, 10623 Berlin
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