Von der „Poesie des Rödellochs“ sprach Niklas Maak vor Kurzem anlässlich des 80. Geburtstages von Tadao Ando in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Obwohl der namensgebende Rödeldraht heute kaum mehr Verwendung findet, erfreut sich der entsprechende Look auch angesichts heutiger Systemschalungen noch immer großer Beliebtheit. Das Büro Christophe Rousselle Architecte (Paris) hat das Thema jüngst bei einem Apartmenthaus im nördlichen Pariser Vorort Montreuil durchexerziert. Gut, nicht jedes Ankerloch liegt vielleicht sauber auf Linie, aber trotzdem ist am Boulevard Rouget de Lisle ein kleiner Hingucker gelungen.
Das Haus liegt gut erschlossen zwischen den Metrostationen Croix de Chavaux und Mairie de Montreuil. Die Bebauung ist hier ziemlich heterogen, denn einerseits wird dort Innenstadtformat erreicht, anderseits gibt es auch zwei- bis dreigeschossige Vorstadthäuser und einfache Gewerbebauten zu entdecken. Um die Ecke ist im letzten Jahrzehnt ein stattlicher Bürokomplex mit schönem Kino entstanden. Auch ein paar spätmoderne Wohnriegel stehen in der Nachbarschaft. Der Neubau mit seinen 21 Einheiten besetzt ein kompaktes Eckgrundstück an der Mündung mehrerer kleiner Seitenstraßen. Bei einer Grundfläche von 320 Quadratmetern entstand eine Geschossfläche von rund 1.400 Quadratmetern. Im Erdgeschoss befinden sich noch zwei Gewerbeeinheiten, eine Tiefgarage gibt es ebenfalls.
Das mehrfach abgekantete Volumen aus hellem Sichtbeton schließt seitlich etwas niedriger an die Nachbarbebauung an. Zum Boulevard hin entfaltet es sich dann auf seine vollen sieben Obergeschosse. Eine leicht auskragende Schicht mit Balkonen und mehrfache Rücksprünge sorgen für die nötigen privaten Außenräume der Wohnungen. Durch einen kleinen Hof im rückwärtigen Teil des Grundstücks wird etwas Abstand zu einer Nachbarbebauung bewahrt, die vermutlich noch folgen dürfte. Die geradezu cleane, fast schon metallische Anmutung des Sichtbetons mit den korrespondierenden Glasbrüstungen der Balkone wird schön kontrastiert durch die Pflanzkübel, die sich die neuen Bewohner*innen immerhin schon auf die Terrassen gestellt haben. (sb)
Fotos: Takuji Shimmura
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