Es präsentiere in faszinierender Vielfalt eine selbstverständliche Synthese von Archäologie, Denkmalschutz und neuer Architektur, so Volkwin Marg über das Europäische Hansemuseum in Lübeck. Und es stimmt: Wie sich bei dem Ensemble aus Museumsneubau, Burgkloster, frei zugänglichen Außenanlagen und archäologischer Grabungsstätte die Zeitschichten durchdringen, darf als außergewöhnlich gelungen gelten. Das Projekt, das vom Hamburger Studio Andreas Heller Architects & Designers gestaltet wurde, erhielt nun völlig verdient den DAM Preis 2017. Am vergangenen Freitag fand in Frankfurt am Main die Preisverleihung statt.
War im vergangenen Jahr bei der Prämierung der neuen Dessauer Meisterhäuser explizit von einer intensiven Debatte die Rede, schien nun das Gegenteil der Fall. Fast einstimmig einigten sich die Juroren auf das Hansemuseum. Mit dieser Wahl schreibt der Preis, der seit 2007 vergeben wird, eine gewisse Tradition fort. Unkonventionellere Projekte wechseln sich mit strengen architektonischen Setzungen ab, die gerne aus Natur- oder Backstein sein dürfen. Auch die Museumsnutzung kann mit Blick auf die bisherige Geschichte des Preises als Norm gelten. Neben dem Vorsitzenden Volkwin Marg saßen Kristina Bacht, Christina Budde, Donatella Fioretti, Yorck Förster, Christina Gräwe, Christian Neuburger, Peter Cachola Schmal und Michael Schuster in der Jury.
Ebenso interessant wie der Blick auf den Preis ist der Kreis der Finalisten und die Shortlist, die sich aus den 99 nominierten Projekten rekrutierte – nicht umsonst will das DAM einen Querschnitt des Bauens in Deutschland zeigen. Das von Freivogel Mayer Architekten grundlegend überarbeitete Wohnhochhaus in Pforzheim ist dabei sicherlich das ungewöhnlichste Projekt in der letzten Runde – gerne würde man solche Vorhaben in Deutschland öfter sehen. Mit dem Landhaus Fergitz von TKA Thomas Kröger Architekten gab es in der letzten Phase sogar eine weitere Wohnarchitektur, ebenso wie mit der Grimmwelt von kadawittfeldarchitektur ein zweites Museum.
Nicht nur in architektonischer, sondern auch in typologischer Hinsicht vielfältig war schließlich die Shortlist, die sich als Auswahl der 24 besten deutschen Gebäude versteht. Bildungsbauten wie die Deutsche Schule in Madrid oder die temporäre Erweiterung der Europäischen Schule in Frankfurt treffen auf eine Uhrenmanufaktur in Glashütte oder eine ganze U-Bahn-Linie in Düsseldorf. Auch das NS-Dokumentationszentrum in München oder die Erweiterung des Richard Wagner Museum in Bayreuth finden sich auf dieser Liste. Alle 24 Bauten werden außerdem im Architekturjahrbuch vorgestellt, das bei DOM publishers erschienen ist. (sb)
Ausstellung: 28. Januar bis 30. April 2017
Ort: Deutsches Architektur Museum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
Zum Thema:
Objektberichte im Baunetz Wissen: das Hansemuseum in Lübeck, das Wohnhochhaus in Pforzheim, die Grimmwelt in Kassel, die
Europäische Schule in Frankfurt und das NS-Dokumentationszentrum in München
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