Der Blick in das Foyer des Kulturzentrums Amos Rex erinnet an einen Film von Aki Kaurismäki: Das Interieur ist irgendwo zwischen den 20er und 50er Jahren anzusiedeln und lässt mit altrosa Wänden und farbigem Linoleumboden charmant eine unbestimmte Vergangenheit aufleben. Doch das ist nur der erste Blick. Unter dem Kaurismäki'esken Lichtspielhaus mit seinem retroschicken Foyer und Boutique-Flächen befinden sich Ausstellungsräume, die vielmehr eine unbestimmte Zukunft vermitteln. JKMM Architects (Helsinki) zeichnen für diese architektonische Fusion verantwortlich. Das Büro hat den Lasipalatsi (Lichtpalast) von 1936 an einer Hauptstraße in Helsinki restauriert und ihn mit einem unterirdischen Museumsneubau verbunden. Das Privatmuseum des bereits 1961 verstorbenen Verlegers Amos Anderson zieht nun in die neuen subterranen Räume ein. Oben das Kino BioRex, unten das Amos Anderson Museum. Beide zusammen sind das Kulturzentrum Amos Rex. Heute, am 27. August, eröffnet das 50-Millionen-Projekt.
JKMM Architects kennen sich damit aus, Gebäude der klassischen Moderne in Finnland zu erweitern. Schon eine Bibliothek des großen Alvar Aalto im westfinnischen Seinäjok haben sie um einen zeitgenössischen Bau ergänzt. Dabei wählen sie eine Architektur, die Achtung vorm Bestand und auffälligen Gestus verbinden kann. Für das Amos Rex in Helsinki verlegten sie die neuen 2.200 Quadratmeter Museumsfläche unter die Erde. Überirdisch ist der Neubau nur in Teilen sichtbar. Dafür mit viel Effekt: Wie gigantische Augäpfel ragen kreisrunde Oberlichter aus dem Boden heraus und in den Vorplatz hinein. Mit runden Kacheln verkleidet sind die begehbaren Fensterausbauten aus Stahlbeton Teil einer Außenanlage, die als öffentlicher Platz fungiert und mit Veranstaltungen bespielt werden kann .
Der offizielle Zugang zu den unterirdischen Ausstellungsräumen erfolgt über eine gerade Treppe, die an das Foyer des Lasipalatsi von 1936 andockt. Hinter diesem elegant schlichten Zugang eröffnen sich spektakuläre Räume: Die Decke der Ausstellungsräume wölbten JKMM Architects zu Wellen mit einem Bodenabstand bis zu fast 10 Metern aus und verkleideten sie mit einer Vielzahl von Metallscheiben. Insgesamt 8.600 solcher Scheiben kamen zum Einsatz. Im Gegensatz dazu wählten sie für den Boden ein rustikales Parkett aus sage und schreibe 220.000 Pinienblöcken. Durch ein dichtes Stromnetz, teils unter der Decke, teils im Boden ist die 950 Quadratmeter große Ausstellungsfläche flexibel nutzbar.
Das Amos Rex mit seinen insgesamt 13.000 Quadratmetern Fläche ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Helsinki, der Kunststiftung von Amos Anderson und dem privaten Amos Anderson Museum. Helsinkis Bürgermeister Jan Vapaavuori sieht die neue Institution mit Kino, Boutiquen, Veranstaltungsräumen und Museum als eine „bedeutende Ergänzung” für die Kulturlandschaft der finnischen Hauptstadt. Am 30. August eröffnet die erste Ausstellung im Amos Rex mit den japanischen Künstlern von teamlab. (sj)
Fotos: Tuomas Uusheimo, Mika Huisman, © Amos Rex
Zum Thema:
amosrex.fi
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