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10.11.2021
Über zwei Blöcke hinweg
Amant Art Campus in New York von SO-IL
Seit dem Sommer hat New York einen neuen Ort, der in der Kunst- wie auch in der Architekturwelt Aufmerksamkeit verdient: der Amant Art Campus im Stadtbezirk Brooklyn. Eine Raumfolge aus Galerien, einem Veranstaltungssaal, einem Buchladen mit Café, kleinen Höfen, Ateliers und einer Künstlerresidenz erstreckt sich über zwei Blöcke und 1.950 Quadratmeter Bruttogrundfläche im Norden von Brooklyn. Der Entwurf stammt vom Büro SO-IL, das selbst in Brooklyn ansässig ist und von der Stiftungsgründerin Lonti Ebers bereits 2014 direkt beauftragt worden war. Der Kontakt entstand 2007, als Büromitgründer Florian Idenburg, damals noch für SANAA, am New Museum arbeitete, wo Ebers Trustee war.
Lonti Ebers ist als Kunstsammlerin und -förderin in der Szene gut bekannt. Mit der Amant Foundation, die auch eine europäische Dependance im Dörfchen Chiusure in der Toskana unterhält, will sie keinen Bau für ihre eigene Sammlung errichten. Vielmehr stellt sie die Räume im Rahmen eines Residenzprogramms zur Verfügung. Sie will einen Ort etablieren, der Künstler*innen temporär die Möglichkeit zum Arbeiten und Experimentieren frei von finanziellen Zwängen bietet, die üblicherweise mit der Kunstpraxis in New York einhergehen. Nicht zuletzt soll Amant ein kultureller Inkubator für die industriell geprägte Gegend sein, die sich derzeit mehr und mehr zum Wohnort wandelt.
Die Architektur ist dabei alles andere als laut. Nahezu unscheinbar und an die Höhe der angrenzenden Bauten angepasst, ist sie zu den Straßen durch massive, wenn auch künstlerisch gestaltete Wände geprägt. Die vier Einzelbauten mit jeweils unterschiedlicher Proportion, Größe und Lichtstimmung erlauben es, verschiedenste Arten von Kunst zu präsentieren. Dazwischen entstanden kleine Höfe, gestaltet und begrünt von Future Green Studio (Brooklyn). Wer also den Eingang passiert hat, erlebt eine Welt voller räumlicher Überraschungen und Verwebungen zwischen Innen und Außen – um dann auf der anderen Seite des Blocks sinnlich bereichert wieder auf die Straße zu treten.
An dieser Wirkung hat die Materialisierung der Gebäude entscheidenden Anteil. Was aus der Ferne wie ein Ton-in-Ton-Arrangement wirkt, eröffnet nämlich aus der Nähe eine überraschende Tiefe und Haptik, die man so noch nicht gesehen hat. Klinkersteine sind in der Stärke einer Mörtelfuge vertikal perforiert, während Tore und Zäune aus dicht gefügten Stahlprofilen bestehen, wie man sie von Schwerlastregalen kennt. Scheinbar handwerklich behauene Fassadensteine drehen sich dabei aus der Ebene, um vielfältige Schatten einzufangen, texturierte Schalungsplatten geben dem Betonboden eine ornamentale Struktur. In solchen unscheinbaren, erst beim Besuch vor Ort zu entdeckenden Details steckt denn auch die Finesse dieser Architektur, die sich allein durch Bilder kaum darstellen lässt. Ebers hat sie sich laut eigenen Angaben rund 40 Millionen Dollar kosten lassen. (fm)
Fotos: Rafael Gamo
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