Wieder einmal geht die Region Vorarlberg mit gutem Beispiel voran: Lärchenholz aus dem eigenen Stadtwald ermöglicht nachhaltigen Holzbau beim Altstoffsammelzentrum in Feldkirch. Die Architektenbrüder Marte.Marte fanden mit der scheinbar trockenen Bauaufgabe zu anspruchsvoller Architektur. Der Vorarlberger Holzbaupreis 2015 ging deshalb an die „Recycle-Kathedrale“, deren „Hallenvolumen mit dem filigranen, räumlichen Tragwerk“ eine „annähernd sakrale Atmosphäre“ besitzt.
Das Dach der Halle bildet eine Fachwerkkonstruktion. Um Spannweiten von zwölf Metern zu ermöglichen, wurden die Vollholz-Stützen kreuzförmig verleimt und in Stahlfüße eingespannt. Auch die Knoten des Fachwerks sind in Stahl gefertigt und mit diagonalen Zugstäben ausgesteift. Entsprechend der Lkw-Abrollhöhe der Müllabfuhr verläuft der Untergurt der Träger in 6,5 Metern Höhe. 24 Oberlichtkuppeln schaffen eine einladende Helligkeit, in der auch Privatpersonen, die beispielsweise Batterien, Sondermüll oder Grünschnitt loswerden möchten, leicht die richtigen Container finden. Der Bau muss auf 2.370 Quadratmetern täglich bis zu 500 Kunden gerecht werden.
Die Fassade folgt der Logik der Verkehrswege und Bewegungsabläufe mit Rundungen und großzügigem Tor. Lkw fahren über die Sägerampe von außen an das Gebäude heran. Durch den Höhenunterschied zur Halle können Container hier bequem befüllt und abtransportiert werden.
Die Jury lobt besonders die Zusammenarbeit von Architekt und Bauherr. Die Architekten wollen den Prozess der Abfallverwertung „sichtbar machen“ und „begegnen ihm gestalterisch mit höchster Wertschätzung“. Das neue Altstoffsammelzentrum wurde feierlich eröffnet und der Leiter der Abfallwirtschaft in Feldkirch lobt die hohe Aufenthaltsqualität. Ob die sakrale Atmosphäre die Bürger Feldkirchs zum nachhaltigen Handeln anhalten und die Wiederverwertung von 45 Abfallsorten zur Ehrensache machen wird? (dd)
Fotos: Marc Lins
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