Das Centre Pompidou in Paris oder das Lloyd’s Building in London – Richard Rogers’ demonstrativ nach außen gekehrte Haustechnik sorgte in den 1970er Jahren für Aufsehen, hat sich heute aber längst etabliert. Auch das Wiener Büro AllesWirdGut Architektur hat bei seinem jüngsten Neubau Konstruktion und Haustechnik von innen nach außen verlegt: Markante V-Stützen gliedern die Fassade. Am Wochenende wurde in St. Pölten das neue Zentrum für Technologie und Design (kurz: tede-Z) eröffnet.
Die Form passt perfekt zur Nutzung: „Die Konstruktion und Haustechnik des Bauwerks insgesamt offenzulegen und auf Verkleidungen zu verzichten, fungiert geradezu als ‚Lehrbeispiel‘ für die angehenden Techniker und Designer“, erläutern die Architekten. Mit ihrem „technischen Kleid“ (Zitat Jury) hatten die Wiener 2010 den Wettbewerb in St. Pölten gewonnen. Bauherrin ist die Wirtschaftskammer Niederösterreich, verantwortlich für Planung und Ausführung zeichnen außerdem die Büros FCP und der Architekt Christian Waldner. 30 Millionen Euro hat der Bau gekostet.
Eine „Reduktion auf das Wesentliche“ hat die Planer-Arbeitsgemeinschaft konsequenterweise auch in der Auswahl der verwendeten Materialien angestrebt: „Glas als thermische Hülle schafft maximale Transparenz“, erklären die Architekten, und Beton als primärer Baustoff soll sich auf das benachbarte Hauptgebäude des Wirtschaftsförderungsinstituts (kurz: WIFI), ein denkmalgeschütztes Sichtbetongebäude von Karl Schwanzer, beziehen.
Gute 14.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche fasst der zweigeschossige tede-Z-Neubau; ein gemeinsames Foyer verbindet alle Etagen und öffentlichen Bereiche wie Auditorium, Pausen- und Präsentationszonen. Die Eingangshalle öffnet sich zum Innenhof, der einen großen Platz zwischen Neubau und WIFI-Gebäude aufspannt. Ein wichtiger Platz, denn er bildet den zentralen Treffpunkt für Studenten und Auszubildende.
Um den Austausch zwischen „Meistern und Mastern“ auch innerhalb des Neubaus zu fördern, wurden die Werkstätten und Seminarräume so angelegt, dass sich Theorie und Praxis spontan verknüpfen können. Handwerk und Universität sollen sich auf Augenhöhe begegnen – da hat sich Wirtschaftskammer Niederösterreich ein hohes, idealistisches Ziel gesetzt. (jk)
Fotos: © AllesWirdGut Architektur/ Guilherme Silva Da Rosa
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