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05.01.2022
Europan 16 zur Lebendigen Stadt
Alle Preisträger für Deutschland
Unter dem Begriff „Lebendige Stadt“ verstand man bis vor kurzem vornehmlich die räumlich kleinteilige, sozial durchmischte Stadt – auch als Gegenentwurf zum autogerechten, funktional zonierten Städtebau der Nachkriegszeit. Heute, wo der Klimawandel allgegenwärtig ist, heißt „Lebendige Stadt“ zudem, Lebensformen jenseits des Menschen in den Urbanismus mit einzubeziehen. Der rund alle zwei Jahre stattfindende Europan-Wettbewerb suchte im aktuellen Durchgang mit dem Thema „Lebendige Stadt“ nach Lösungen, wie wir unsere Städte angesichts klimatischer und daraus folgender sozialer Veränderungen ganzheitlich und nachhaltig, also im besten Sinne des Wortes beleben können. Über 1.102 Teams beteiligten sich europaweit mit Projekten für 40 Standorte in neun Ländern – über 200 mehr als noch beim letzten Mal. Und die Ergebnisse für die fünf Standorte Deutschland belegen: Die „Lebendige Stadt“ soll vor allem eine poröse, von Natur durchwirkte Siedlungsform sein.
Mit der Aussicht auf einen Auftrag stellte die baden-württembergischen Kleinstadt Ettlingen die Aufgabe, einen städtebaulichen Rahmenplan für ein leerstehendes Firmengelände in der Nähe des Bahnhofs Ettlingen West zu entwickeln. Lediglich der Neubau des Betriebshofes der Albtal-Verkehrsgesellschaft war hier bereits definiert. Die Preisträger antworteten mit einer heterogenen, in die Höhe gestaffelten Bebauung zwischen großmaßstäblichen Forschungs- und Gewerbeeinheiten mit vielen Passagen, Grünflächen und kleineren Wohnstrukturen.
Die Stadt Landshut brachte die Nachnutzung eines ehemaligen Gefängnisses zur Diskussion. Der denkmalgeschützte Bau von 1905 für 180 Häftlinge steht seit 2008 leer. Die Preisträger öffneten und integrierten das Gebäude vor allem durch landschaftsplanerische Eingriffe und schlugen zudem eine Umnutzung des Bestands als Kulturstandort vor.
Erneut nahm auch das bayerische Selb am Europan-Wettbewerb teil, wie bereits mehrfach in der Vergangenheit. Die schrumpfende Stadt an der Grenze zu Tschechien bat dieses Mal um Ideen für ein im Zerfall begriffenes Innenstadtgebiet ohne definierten öffentlichen Raum. Eine Reaktivierung brachliegender Strukturen durch eine Kombination aus gemeinschaftlicher Nutzung auf Straßenebene und vielfältigem, privatem Wohnen auf den höheren Etagen schlugen die Preisträger vor.
Eine konkrete Realisierung stellt das sächsisch-anhaltinische Wernigerode in Aussicht, das für ein Gelände zwischen Bahngleisen und einer Gartenstadt eine angemessene Wohnbebauung suchte, worauf die Wettbewerbsteams mit flexibel nutzbaren, zur Umgebung geöffneten und engmaschig durchwegten Entwürfen antworteten.
Um strategische Vorschläge bat Schwäbisch Gmünd. Die Stadt im Einzugsgebiet von Stuttgart will das Potenzial eines kaum genutzten, 27 Hektar großen Geländes zwischen neu entstandenen Parkanlagen, Verkehrsachsen und Zuggleisen besser erschließen. Eine körnige, in ihrer Dichte gestaffelte Bebauung mit multiplen Nutzungen und durchzogen von Grünanlagen sowie flankiert von einem zirkulären Ressourcenmanagement empfehlen die prämierten Einreichungen, die jeweils Arbeiten, Wohnen und Freizeit auf dem Gelände verbinden.
Die Jury mit neun stimmberechtigten Personen aus Architektur, Bauherrenschaft und dem öffentlichen Leben tagte am 26. November 2021 in Berlin unter dem Vorsitz von Iris Reuther, Senatsbaudirektorin der Freien Hansestadt Bremen. Vorab hatten lokale Juries aus den insgesamt 126 Beiträgen mit Teams aus 18 Ländern eine Vorauswahl für die fünf deutschen Standorte getroffen. Aus der Endjurierung in Berlin folgten sechs Preise, drei Anerkennungen und zwei lobende Erwähnungen. (sj)
Preisverleihung: Freitag, 1. April 2022, abends (Uhrzeit folgt)
Ort: DAZ, Wilhelmine-Gemberg-Weg 6, 2. Hof, 10179 Berlin
Parallel zur Preisverleihung sind alle prämierten Arbeiten ebenfalls im DAZ in einer Ausstellung zu sehen. Die Ergebnisse für Deutschland im Überblick:
Ettlingen
- Preis: „Ettlingen Queerbeet“
Isabel Gierok, Todor Nikolaev Nachev, Nina Pfeiffer, Marleen Wenkow - Preis: „Multilayer City“
Fabius Kerstein, Nele Lesemann, Jannik Mause, Tim Pertl, Björn Simon, Sabine Tastel, Tobias Trutzenberger, Sabine Wittmann, Milena Zampich
Landshut
- Preis: „Archive of European Culture“
Jorik Bais, Alexandra Heijink - Lobende Erwähnung: „Medieval Experimentarium“
Aleksa Bekic, Andela Karabeševic, Marija Matijevic, Ana Petrovic, Vladislav Sudzum
Schwäbisch Gmünd
- Preis: „VIRIDITAS ANTE PORTAS“
Kris Edouard Gabriel, Falk Jähnig, Tom Macht, Hong Trang Mai, Simona Rošer - Anerkennung: „gmünder talfinger“
Michael Fay, Marcel Troeger - Lobende Erwähnung: „Schwäbisch Gmünd: Rise“
Huyen Trang Dao, Simon Gerhmann, Young Eun Ha, Mai Quynh Lai
Selb
- Preis: „Selb Step by Step“
Iñigo Cornago Bonal, Claudia Sánchez Fernández
Wernigerode
- Preis: „Duet“
Francesco Baggio, Erasmo Bitetti, Federico Giorgio, Clara Faccio - Anerkennung: „Domestic Machines“
Pedro Pitarch Alonso - Anerkennung: „United Gardens of Wernigerode“
Moritz Ahlers, Patxi Martín Domínguez, Paul Schaeger, Josep Garriga Tarres, Natalia Vera Vigaray
Zum Thema:
Der europaweite Wettbewerb mit all seinen Standorten, Ergebnissen, Beteiligten und Terminen ist auf www.europan-europe.eu dokumentiert.
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Ettlingen – Preis: „Ettlingen Queerbeet“ von Isabel Gierok, Todor Nikolaev Nachev, Nina Pfeiffer, Marleen Wenkow
Ettlingen – Preis: „Multilayer City“ von Fabius Kerstein, Nele Lesemann, Jannik Mause, Tim Pertl, Björn Simon, Sabine Tastel, Tobias Trutzenberger, Sabine Wittmann, Milena Zampich
Landshut – Preis: „Archive of European Culture“ von Jorik Bais, Alexandra Heijink
Schwäbisch Gmünd – Preis: „VIRIDITAS ANTE PORTAS“ von Kris Edouard Gabriel, Falk Jähnig, Tom Macht, Hong Trang Mai, Simona Rošer
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