Die aus Mailand stammende und in Rotterdam tätige, 1988 geborene Architektin Alessandra Covini erhält den Prix de Rome 2018 in der Sparte Architektur. Er wird aller vier Jahre vom niederländischen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft an junge talentierte Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten verliehen und ist mit 40.000 Euro Preisgeld sowie einem Aufenthalt an der American Academy in Rom verbunden.
Mit ihrem Projekt Amsterdam Allegories konnte Covini die Jury des Preises, der u.a. Mels Crouwel, Frank Havermans, Afaina de Jong, Peter Cachola Schmal vom DAM und der Gewinner von 2006 Ronald Rietveld angehörten, auf fantasievolle Weise überzeigen. Die Aufgabe der Jury bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil „Low Pressure“ widmete sich einer ländlichen Region nahe Groningen. Aus 66 Einreichungen waren vier Teilnehmer für die so genannte „High Pressure“ Phase hervorgegangen. Hierbei wurde eine Vision für das Hafengebiet Sixhaven nördlich von Amsterdam gesucht.
In ihrem Beitrag „Amsterdam Allegories“ visualisiert Covini 21 künstliche Inseln, die durch die ganze Stadt treiben und betreten werden können. Jede dieser Inseln steht für eine Typologie bzw. einen Hafen von Amsterdam. Bei so viel Fantasie und Humor blieb der Jury nur noch die Frage, ob die Inseln groß genug sind, den zu erwartenden Ansturm bewältigen zu können. Alessandra Covini setzte sich gegen Bram van Kaathoven, Katarzyna Nowak und das Duo David Rademacher und Christopher de Vries durch. Van Kaathoven erhielt eine eine lobende Erwähnung.
- Bram van Kaathoven, geboren 1991 in Lieshout für seinen Vorschlag „New Atlantis“, mit dem er die Leere in Sixhaven addressiert, indem er ein umlaufendes Gebäude um den Hafen herum errichtet.
- Katarzyna Nowak, geboren 1985 im polnischen Czestichowa kehrt mit ihrem Beitrag „Vrijhaven“ die Blickrichtung auf das Öffentliche um, indem sie der Entwicklung des öffentlichen Raums Vorrang vor der städtischen Entwicklung des Gebiets gibt.
- David Rademacher, geboren 1984 in Maastricht, und Christopher de Vries, geboren 1985 in Maastricht, nehmen eine hypothetische Zukunft als Ausgangspunkt für ihr Gedankenexperiment „Stiftungen“, bei dem die Fundamente eines Sixtowers an Gruppen verpachtet sind, die alle ihren eigenen Raum beanspruchen und dabei von Außenstehenden beobachtet werden.
Der Prix de Rome wird seit dem 17. Jahrhundert vergeben und ist die älteste und renommierteste Auszeichnung in den Niederlanden für Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner unter 35 Jahren. Er wird von der Mondriaan Stiftung organisiert und finanziert und vom Het Nieuwe Instituut sowie dem Creative Industries Fund NL inhaltlich beraten. Neben der Sparte Architektur wird der Preis auch für Skulptur, Malerei und Musik vergeben.
(fm)
Zum Thema:
www.prixderome.nl
Bis zum 10. März 2019 ist im Het Nieuwe Instituut in Rotterdam eine Ausstellung mit den Vorschlägen der vier Nominierten und einer Einführung in das Sixhaven-Gebiet zu sehen.
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Jan | 02.11.2018 13:57 Uhrauf dem richtigen Weg
Die Auswahl der Jury zeigt, dass noch nicht alles verloren ist und die Architektur noch im Stande ihr schöpferisches Potential zu entfalten.
Gerade jetzt, wo die gesellschaft von einem unerträglichen Effiziens- und Oprimierungsdrang durchsetzt ist zeigt der Prix de Rome, dass es noch Hoffnung gibt.