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18.09.2017
Der Vorausdenker
Albert Speer (1934–2017)
Bis zuletzt war er jeden Tag in seinem Frankfurter Büro oder besuchte Bauherren in aller Welt. Vergangenen Freitag ist Albert Speer im Alter von 83 Jahren überraschend in Frankfurt am Main verstorben. Der große deutsche Stadtplaner war ein bescheidener Charismatiker, alle schätzten seine Anwesenheit, ja forderten sie regelrecht ein, so berichten Mitarbeiter. Speer und Deutschland, dieser Kombination gab er eine neue, eine humane Bedeutung. Von der politischen Haltung seines Vaters, dem NS-Reichsbaumeister und Architekt Albert Speer, hatte er sich deutlich distanziert. Im Gegensatz zu dessen Werk, das mit monumentalen Formen Macht demonstrieren sollte, spezialisierte sich Speer Junior auf die Planung von lebenswerten Städten und Regionen weltweit. Er redete über Nachhaltigkeit im Städtebau, lange bevor es üblich wurde im Sprachgebrauch. Früher als andere erkannte er die Wichtigkeit von öffentlicher Teilhabe bei Planungsprozessen und vertrat diese aktiv, nicht nur im Inland, sondern auch in Ländern wie Saudi-Arabien oder Ägypten.
Nach Schreinerlehre, Abendschulabitur und Architekturstudium in München gründete der 1934 in Berlin geborene Speer im Alter von dreißig Jahren sein eigenes Architektur- und Stadtplanungsbüro, das er zusammen mit Partnern und Kollegen zum internationalen Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern entwickelte. Die Liste der Projekte, die sich mitunter über Jahrzehnte erstrecken und ihre Wirkung zum Teil noch nicht ganz entfaltet haben, ist lang. Sein Regiebuch für die Entwicklung der Kölner Innenstadt zum Beispiel ist zum wichtigen Werkzeug der Stadtplaner geworden. Die Stadt Ludwigshafen verdankt ihm ein Innenstadtkonzept, die Stadt Frankfurt die Entwicklungsstrategie für das Museumsufer, die Mitarbeit an der Europäischen Zentralbank, den Masterplan für das Europaviertel und den Holbeinsteg, eine Fußgängerbrücke, die Besucher vom Bahnhof über den Main ins Büro führt.
Auch im Ausland war Albert Speer als Berater und Planer sehr geschätzt. Mit großer Neugierde und Offenheit begegnete er seinen Auftraggebern, blieb selbst im Angesicht größter Hybris bescheiden und verhalf hochfliegenden Planungen zum menschlichen Maßstab. In China entwarf er mehrere Städte, bei Shanghai entstand nach seinen Plänen die Internationale Autostadt für 300.000 Menschen, seit 2010 arbeitete er an der Stadterweiterung für Alexandria, er plante im saudi-arabischen Riad und in Lybien und entwickelte ein Konzept für die Fußball-WM in Katar.
Über 25 Jahre war Albert Speer Lehrstuhlinhaber für Stadt- und Regionalplanung an der TU Kaiserslautern. In dieser Funktion prägte er viele spätere Kollegen schon während des Studiums. Seit 1970 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, seit 2008 im Kuratorium Nationale Stadtentwicklungspolitik. 1992 schrieb er das Buch „Die intelligente Stadt“ und 2009 erschien „Albert Speer & Partner - Ein Manifest für nachhaltige Stadtplanung“. 1994 gründete er die Albert Speer-Stiftung, die sich der Förderung und Ausbildung des Architekten- und Planernachwuchses widmet. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Große Architekturpreis des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine 2004, die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt, der Große Architekturpreis und das Verdienstkreuz am Bande. 2011 erhielt er die Ehrenprofessur der TU München.
Nachhaltig dachte Albert Speer auch in Bezug auf sein eigenes Büro. Den Generationswechsel im Büro, das seit 2016 mit neuer Geschäftsführung agiert, leitete er frühzeitig ein. „In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einem großartigen Menschen, der immer mehr väterlicher Freund als Vorgesetzter war und der uns immer ein Vorbild bleiben wird.“, heißt es unter anderem in der Presseerklärung von AS+P. (fm)
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Albert Speer (1934–2017)
Masterplan für Köln. Planung 2007–2008
Der von AS+P entwickelte Leitplan für die Stadtentwicklung Frankfurts weist die Mainzer Landstraße als eine der Hauptentwicklungsachsen des Stadtzentrums aus. Planung: 1985
In Kairo, 2010
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