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15.02.2022

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Zwischen Vergangenheit und Neuanfang

Al Hosn Kulturzentrum in Abu Dhabi von Cebra


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Vor 15 Jahren drängte Abu Dhabi mit der Ankündigung eines Kulturdistrikts auf die internationale Architekturlandkarte. Vier Museen und ein Konzerthaus sollen vor der Küste des Wüstenemirats auf Saadiyat Island entstehen, mehrere Pritzker-Preisträger*innen waren beauftragt worden. Die Sache zieht sich bis heute. Der Louvre-Ableger von Ateliers Jean Nouvel wurde 2017 eröffnet. Das Zayed National Museum von Foster + Partners soll in diesem Jahr folgen, das Guggenheim von Gehry Partners laut jüngsten Meldungen 2025 fertig sein. Für das Konzerthaus von Zaha Hadid Architects und das Maritime Museum von Tadao Ando sind bisher keine Termine genannt.

Parallel zu den Superlativen von Saadiyat Island ist im Zentrum der knapp 1,5 Millionen Einwohner*innen zählenden Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ein Projekt gewachsen, das einen ganz anderen Begriff von Identität kommuniziert: das Kulturzentrum um Qasr al Hosn. Ursprünglich 1760 als Wachturm zum Schutz eines Brunnens erbaut, 1795 zu einem Fort erweitert und 1935 zum Palast ausgebaut, gilt Qasr al Hosn als Geburtsort von Abu Dhabi und als bedeutendstes historisches Gebäude der Stadt. Nach über zehn Jahren Planungs- und Bauzeit wurden seine Instandsetzung, die Umnutzung als Museum und Besucherzentrum und die Umfeldgestaltung abgeschlossen.

Weil die Sanierung der alten Lehmbaustruktur in den 1980er Jahren unter Einsatz von Zement und Stahlbeton zu erheblichen Schäden geführt hatte, musste das Fort zunächst aufwendig saniert werden. Dies geschah nach Plänen der international agierenden, britischen Büros BDP und ARUP sowie unter Beratung von ZRS Architekten Ingenieure und Pro Denkmal. Ausstellungen in den restaurierten Räumen und das Turmhaus selbst zeigen nun die Entwicklung der Stadt von Beginn an.

Im Auftrag des Department of Culture and Tourism – Abu Dhabi (DCT Abu Dhabi) hatten Cebra (Aarhus) einen Masterplan entwickelt, der das Fort und ein denkmalgeschütztes Gebäude aus den 1980er Jahren, in dem heute die Kulturstiftung von Abu Dhabi ihren Sitz hat, in eine 140.000 Quadratmeter umfassende Parklandschaft bettet. Deren Gestaltung sollte die traditionelle emiratische Kultur, Inselnatur und Wüstenlandschaft sowie die großstädtische Identität zu einer kohärenten Erzählung verbinden.

Die Aufgabe lösten Cebra, indem sie das Gelände diagonal in zwei kontrastierende Bereiche teilen. Die Wüstenlandschaft rund um das Fort soll an die Zeit erinnern, bevor die moderne Stadt entstand. Ein Bereich mit Bepflanzung und Betonplatten rund um die Kulturstiftung verweist wiederum auf die jüngere Zeit. Verbunden sind beide Bereiche durch eine Art Stadtlandschaft aus Rissen und unregelmäßigen geometrischen Formen aus Beton, dessen Farbe der des Sandes entspricht. Cebra wollen dies als Interpretation der Küstenwüstenlandschaft mit Sandbänken, Mangroven und den charakteristischen Schlammrissmustern der Salzwüste verstanden wissen.

Horizontale Ebenen werden dabei zu schrägen Flächen, die wiederum Getränkebüdchen, Toilettenhäuschen und an der nördlichen Ecke des Geländes eine Gebetshalle fassen. Alle Elemente – vom Sitzpoller über Flächenmuster, Beleuchtung und Möblierung – bilden eine künstliche Landschaft, die dem Fort und dem Gebäude der Kulturstiftung als Bühne dient. Die Wegeführung ist mit dem Wegenetz der Stadt verbunden, auch wenn man sich nicht zuletzt aufgrund der Hitze vornehmlich mit dem Auto fortbewegt. Die Vegetation und die Überhänge der großen Flächen sollen Schatten spenden, Wasserspiele ein angenehmes Klima unterstützen – und auf diese Weise Menschen zu Fuß in den öffentlichen Raum locken. (fm)

Fotos: Mikkel Frost / CEBRA


Zum Thema:

Auch im Nachbarland Katar, in der Hauptstadt Doha wurde der alte Herrscherpalast denkmalpflegerisch saniert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

tiffys | 22.02.2022 21:07 Uhr

seismologie

timeline:
wo stehe ich?
wohin blicke ich?
zurück-ins hier und jetzt-nach vorne?
was blicke ich?
verachtung, stolz? einsicht, erkenntnis, zuversicht?
was mache ich?
verachten, konservieren, weiterbauen?

tragisch:
nahezu überall auf der welt ist uns der drang in allem gegenüber der erkenntnis immer min. einen schritt voraus.
das umfeld spricht:
die gegenwart kannte die vergangenheit nicht....
die kulturellen erungenschaften nun grundbereinigt und umgossen; schollen, bruchstücke in stahlbetoninseln...

der boden der uns trägt:
er erträgt was wir nicht blicken,
doch vergessen wird er nicht...

2

Pekingmensch | 16.02.2022 04:18 Uhr

Hitzschlag

Im Sommer herrschen dort tagsueber bis zu 50 Grad im Schatten, jetzt im Winter ca. 25 bis 30 Grad. Notwendig waeren daher drastische Massnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas, namentlich: soviel Schatten wie nur irgend moeglich. Dieser Entwurf nun tut genau das Gegenteil: kein Schatten, nirgends. Stattdessen riesige offene Flaechen ohne Aufenthaltsqualitaet. Selbst Sitzbaenke gibt es keine (schaut mal auf den Fotos, ob ihr auch nur eine einzige Bank finden koennt), auch keinen Kinderspielplatz oder irgendwelche Sport- und Fitness-Angebote - genug Platz waere ja vorhanden. Kaum schattenspendende Baumkronen, keine Pergolen, keine schattenspendenden Daecher, unter denen man sich niederlassen koennte. Den Architekten ging es wohl nur um die "konsequente" Umsetzung ihrer formalistisch-minimalistischen Entwurfsidee - ob und wie normale Menschen, Kinder, Behinderte, Frauen, Rentner usw, einen solchen Ort nutzen, interessiert nicht. Fuer mich als Stadtplaner eine ganz grosse Enttaeuschung, dabei gibt es in der Region doch viele gute Beispiele fuer moderne, attraktiv gestaltete Verschattungselemente, z.B. riesige klappbare "Sonnenschirme" (Medina) oder leichte Flaechentragwerke a la Frei Otto (von letzterem z.B. der sehr schoene Tuwaiq Palace in Riyadh von 1985 mit leichten Daechern und Pergolen).

1

auch ein | 15.02.2022 15:58 Uhr

architekt

sowas gibts leider in allen golf-staaten. der einzige übriggebliebene mauerrest wird zum "zentrum der nationalen kultur" erhoben und "kultiviert".

schlimm.

hat was von einem eisbärengehege wenns nicht so warm wäre...aber auch das würde die scheichs nicht stören zu kühlen.

keine reise wert, auch der rest des architekturzoos leider

 
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