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18.03.2021
Deutscher Pavillon 2021
Aktualisiertes Konzept vorgestellt
Architekturbiennale in Venedig, die Zweite. Vor einem Jahr stellte das Team 2038 um Arno Brandlhuber, Olaf Grawert, Nikolaus Hirsch und Christopher Roth das Programm für den deutschen Pavillon vor. Konzipiert war ihr Beitrag als spekulativer Rückblick aus dem Jahr 2038, kulminierend in der optimistischen Feststellung, dass trotz aller Krisen nochmal alles gut gegangen sei. Das war Mitte Februar 2020, COVID-19 also gefühlt noch weit weg. „Die 2020er Jahre waren hart“, lautete aber schon damals die Prognose. Heute präsentierten die Kuratoren auf einer digitalen Pressekonferenz ihr aktualisiertes Konzept von 2038 The New Serenity – Die Neue Gelassenheit.
Was bisher geschah: Team 2038 gab mit einer kollaborativen Ausgabe der Zeitung Arts of the Working Class schon im Sommer 2020 Einblicke in ihre Arbeit, während parallel über verschiedene Plattformen und Webseiten bereits einige Filme zu sehen waren. Inzwischen ist zudem bei Sorry Press ein zugehöriger Katalog erschienen. Viele Informationen aus der Zukunft sind also schon eingetroffen. So fällt 2023 der Aktienkurs der Export-Import-Bank der Republik China um 268 Prozent. Die Bank hatte Kreditversicherungen für verschiedene große Immobilienprojekte im Ausland angeboten, die nach der Aladdin-Affäre abgesagt wurden. Daraufhin marschieren Polizei und Bürger Seite an Seite, um für mehr Zusammenarbeit statt Wettbewerb zu protestieren. 2028 verlässt Jay-Z Los Angeles und zieht zusammen mit Beyoncé nach Frankreich, um dort sein Champagnerunternehmen Armand de Brignac als Open Source-Projekt neu aufzuziehen. 2032 wird Keller Easterling mit 72 Prozent der Stimmen zur Präsidentin der Vereinigten Staaten gewählt. Der Wahlkampf verläuft friedlich und in festlicher Stimmung.
Weitere zirkulierende Schlagwörter aus den Publikationen sowie der heutigen – technisch ganz der Gegenwart verhafteten, nämlich äußerst holprigen – Pressekonferenz: No social media monopoly, sharing goods and skills, dezentralizing infrastructure, human und non-human cohabitation. „Unsere Spekulation wurde von der Realität überholt“, so Arno Brandlhuber. „Das Grundkonzept hat sich deshalb nicht verändert, wir haben es aber erweitert.“ Es entstand darum ein neuer Hauptfilm, der die aktuelle Situation mitaufgreift. Kollaborative Formate werden über die gesamten 6 Monate Laufzeit angeboten, um das Nadelöhr im Mai zu umgehen, so zum Beispiel eine „Konferenz der Abwesenden“ mit Rimini Protokoll.
Man wolle nicht nur von 2038 auf 2021, sondern auch von 2021 auf 2020 zurückblicken. Für Nikolaus Hirsch ist die neue Normalität zwischen physischem und virtuellem Erleben eine einschneidende Entwicklung, nicht nur im negativen Sinne: Denn viele Architekt*innen konnten auch schon vor Corona nicht nach Venedig reisen. Die Zugänglichkeit zur Biennale war immer beschränkt und blieb eine elitäre Angelegenheit. Die digitale Variante biete hier neue Möglichkeiten. Alle Inhalte des Deutschen Pavillons würden dank einer Kooperation mit Google Arts & Culture beispielsweise auch online angeboten, man verpasse nichts, wenn man nicht vor Ort sein könne.
Schließlich gab Staatssekretärin Anne Katrin Bohle, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Einblick ins Vertragliche: So blieben die Kuratoren trotz der Widrigkeiten bisher im Budget von circa 630.000 Euro, lediglich die Vertragslaufzeit musste verlängert werden. Nach derzeitigem Stand wird die Biennale in Venedig am 21. Mai 2021 eröffnen. Derweil befindet sich ein Großteil Italiens seit Montag im dritten Lockdown – die Zukunft, sie bleibt offen. (stu)
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