Eine Kinderbibliothek in einem Pekinger Hutong, die größte Fußgängerbrücke Irans und ein labyrinthartiges Gemeindezentrum in Bangladesch sind drei der beispielgebenden Projekte, die am 3. Oktober in Abu Dhabi mit dem Aga-Khan-Preis für Architektur ausgezeichnet wurden. Von 348 nominierten Bauten aus 69 Ländern waren im Mai diesen Jahres zunächst 19 in die engere Wahl gewählt worden. Insgesamt teilen sich sechs Architekturprojekte den mit einer Millionen US-Dollar dotierten Preis:
- Bait ur Rouf Mosque, Marina Tabassum Architects, Dhaka, Bangladesh
- Friendship Centre, Kashef Mahboob Chowdhury/URBANA, Gaibandha, Bangladesh
- Hutong Children’s Library and Art Centre, ZAO/standardarchitecture, Beijing, China
- Tabiat Pedestrian Bridge, Diba Tensile Architecture, Tehran, Iran
- Superkilen, BIG-Bjarke Ingels Group, Superflex, Topotek 1, Copenhagen, Denmark
- Issam Fares Institute, Zaha Hadid Architects, Beirut, Lebanon
Ein wichtigstes Kriterium des von Karim Aga Khan seit 1977 gestifteten, im Dreijahreszyklus vergebenen Preises sind neben der Qualität von Architektur- und Restaurierungsprojekten auch deren Verdienste für das muslimische Gemeinwohl. So lohnt sich ein Blick auf die Preisträger auch deshalb besonders, weil meist rund die Hälfte der prämierten Werke dem westlichen Publikum unbekannt sind.
Mit dem Hutong Children’s Library and Art Center von ZAO/standardarchitecture zeichnete die Jury ein Umnutzungsprojekt aus, das zeitgemäße kulturelle Nutzungen in die vom Entwicklungsdruck bedrohten traditionellen Wohnbebauungen der Hutongs neu interpretiert. Statt eines weiteren Restaurierungsprojektes erhielten Zaha Hadid Architects die Auszeichnung für ihren „respektvollen Umgang mit dem traditionellen Kontext“ im Rahmen des Forschungsgebäudes auf dem Campus der Amerikanischen Universität in Beirut.
Die Moschee aus perforiertem Ziegelmauerwerk von Marina Tabassum wurde als „spiritueller Zufluchtsort im hektischen Stadtleben von Dhaka“ und für ihre „wunderschöne Nutzung des natürliche Lichts“ geehrt. Die Großmutter der Architektin hatte das Grundstück für das Meditations- und Gebetshaus zur Verfügung gestellt, das Geld für den Bau kam durch Spenden der Gemeinde zusammen. Neben der Moschee wurde mit dem labyrinthartig angelegten Friendship Center in Gaibandha ein weiteres, auf einem besonderen Grundstück geplantes Projekt aus Bangladesch prämiert. Mit dem Gemeindezentrum hatten die Architekten ein häufig überschwemmtes Gebiet nutzbar gemacht.
Als einziges westlich verortetes Projekt wurde der vom Berliner Landschaftarchitekturbüro Topotek 1 zusammen mit den Architekten von BIG (Kopenhagen) und der dänischen Künstlergruppe Superflex realisierte Landschaftspark im multikulturell geprägten Kopenhagener Quartier Superkilen ausgezeichnet. Er erhielt die Anerkennung als öffentlicher Raum, der in besonderer Weise die Integration zwischen Menschen verschiedener ethnischer und religiöser Zugehörigkeiten und kulturelle Interaktion fördere.