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14.05.2013

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Artifizielle Verwerfungen

Affenhaus in Stuttgart von Hascher Jehle eingeweiht


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Geschrei und Gebrüll in Stuttgart: Der zoologische Garten Wilhelma eröffnet heute das neue Gehege für afrikanische Menschenaffen – entworfen und realisiert wurde der Neubau von Hascher Jehle. Die Architekten hatten im September 2006 den Wettbewerb für das ungewöhnliche Projekt gewonnen. Die ausführenden Landschaftsplaner waren Möhrle und Partner (Stuttgart). Ab morgen wird das neue Affenhaus für Besucher zugänglich sein.

Mit dem natürlichen Lebensraum lässt sich ein Zoogehege kaum vergleichen – dennoch haben heutige Anlagen andere Standardanforderungen als die engen Käfige der historischen Tiergärten. Die neue Anlage ist mit rund 10.000 Quadratmetern etwa 14 mal so groß wie bisher; das Affenhaus wurde nach den Richtlinien des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms entwickelt. Bereits 2010 hatte der Stuttgarter Zoo außerdem die Haltung von Schimpansen zugunsten einer artgemäßen Haltung der Gorillas und Bonobos aufgegeben.

Das neue Affenhaus fügt sich mit seinen begrünten Dachflächen, die fließend in den Landschaftspark der Wilhelma und des benachbarten Rosensteinparks übergehen, stimmig in die Umgebung des Tiergartens ein. Der langgestreckte, S-förmige Neubau beherbergt zwei voneinander getrennte Gehege. Diese schieben sich scheinbar mit ihrem Rücken unter das Erdreich – mit Hilfe dieser „artifiziellen, topografischen Verwerfungen“ haben die Architekten die Außengehege zoniert. Die Gorilla- und Bonobogehege liegen sich gegenüber und sind entlang des S-förmigen Besucherweges, der die topografische Bruchkante markiert, gegeneinander verschoben.

Kante statt  Zaun: Durch die Verschiebung der Baukörper können sich die Gehege über raumhohe Verglasungen zur angrenzenden Landschaft öffnen, und die Tiere sowie die Besucher haben einen direkten Bezug zum Außenraum, so die Architekten. Die Durchdringung und Überlagerung von Landschaft und Baukörper lässt eine gebaute Landschaft entstehen.

Während die hellen Innengehege mit ihren terrassierten Landschaften für die Besuchern optimale Bedingungen zur Beobachtung der Tiere liefern, bieten die Außengehege den Affen Rückzugs- und Ruhezonen. Der wertvolle Baumbestand im Gorillagehege wurde so weit wie möglich erhalten, so dass das natürliche Blätterdach den Affen Schutz vor der Sonne bietet und den Eindruck einer naturnahen Gehegegestaltung unterstützt. Die leichte Stahlnetzkonstruktion des Bonobo-Außengeheges ist mit schräggestellten Stützen, künstlichen Lianen und Schlafnestern ausgestattet – hier können die Bonobos klettern, schaukeln, sich lausen und ausruhen.

Der Bau der Anlage für Menschenaffen hat 22 Millionen Euro gekostet; Bauherr ist das Land Baden-Württemberg, die Projektleitung hatte der Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Stuttgart.

Fotos: Brigida González


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

21

pleinmer | 29.05.2013 13:35 Uhr

Affenhaus

Ich möchte nicht wie viele andere auf die Gestaltung der Gehege eingehen, das haben schon viel vor mir getan. Was mich an dem Haus stört -und was ich, seit ich das neue Haus zum ersten mal gesehen habe, befürchtet habe, ist eingetreten: durch die Fensterfront wird die der Besucherraum heller beleuchtet als der Gehegebereich. Dies verursacht vor allem bei Sonnenschein extreme Spiegelungen der Außenwelt, die teilweise so stark sind, dass man, um die Tiere beobachten zu können direkt an die Scheibe gehen muss (vgl. Bild 15).
Wenn (wie ich schon in einem Kommentar in der STZ im Januar vermutet habe) nun die Architekten schreiben, dass Tiere und Besucher dadurch einen direkten Bezug zum Außenraum haben - muss ich als Besucher und Fotograf sagen, dass ich darauf gern verzichten würde. Mir als Besucher ist es wichtiger, Tiere gut beobachten zu können, als andere Besucher oder Pflanzen in den Scheiben reflektiert zu sehen.
Im Theater wird ja auch nur die Bühne beleuchtet und nicht der Zuschauerraum.

20

Kasi | 28.05.2013 13:53 Uhr

Affenhaus

Da fragt man sich schon, wie Leute, die sich wohl noch nicht tiefgründiger mit diesem Thema beschäftigt haben, überhaupt eine Meinung bilden können.
Nur zur Information:
Es gibt bestimmte Anforderungen, die gerade bei Affen sehr hoch sind. Das wird einem sehr, sehr schnell klar, wenn man sich einmal mit der Planung eines solchen Gebäudetypes auseinandersetz. Es sei an dieser Stelle nur einmal auf den Reinigungsaufwand hingewiesen. Da kann ich nur einen Tag als Angestellter (vielleicht ein Tagespraktikum), empfehlen. Ich denke dann hat sich das Thema von selbst erledigt.

P.S.: Super Haus, lustige Tiere.

19

A. Stifani | 28.05.2013 09:08 Uhr

@Leser

...exakt!

18

Leser | 26.05.2013 20:26 Uhr

Mann muss...

...sich hier wirklich wundern.
All die Ätz-Kommentare verlieren eins total aus den Augen:
Das ist ein tolles Haus! Von der Raumwirkung bis ins Detail. Und Affen gibts auch noch zu sehen... Was wollt ihr noch?

17

bepster | 21.05.2013 14:55 Uhr

@rolf, @a. stifani

aber architekten entscheiden doch sehr wohl über die räume die sie schaffen und entwickeln; zusammen mit allen oberflächen..

und dazu gibt es nur zu sagen.. könnte genauso ein museum für moderne kunst sein, wie auch eine ubahn station.. beliebig..

mag ja sein, dass die affen jetzt artgerechter leben und der neu geschaffene lebensraum auch genau analysiert wurde.. davon ist auch auszugehen; dennoch ist hier von lebensraum die rede und nicht von einem arbeitsplatz für schauzwecke..
es bleibt dabei: ein "stammheim" für affen!

das hat sicher nichts mit sichtbeton als material zu tun; aber wenn solches gebäude, nur weil die wegeführung schlüssig aussieht schon als gut und dem zweck angemessen gilt..
wo bleibt da die sachgerechte kritik..?

@Andrea Palladio: Artgerecht mit kindgerecht in einen Topf zu werfen ist hier verfehlt...

16

Rolf | 17.05.2013 12:21 Uhr

"Pseudo-Zoologen" trifft es zu 100 Prozent

Da kann man Frau Stifani nur zustimmen!
Die Pseudo-Zoologen die hier so meckern, sind nicht nur ahnungslos sondern auch völlig naiv!
Architekten sind weder in der Lage noch befähigt zu entscheiden welche Art der Haltung für Menschenaffen artgerecht ist. Zum Glück gibt es hierfür Experten mit der notwendigen Fachkenntnis und Kompetenz.
Architekten entscheiden ja zum Glück auch nicht mit welcher medizinischen Gerätschaft ein Krankenhaus ausgestattet wird.

15

A.Stifani | 17.05.2013 08:58 Uhr

Zoologen...?!

Die ganze Diskussion um Sichtbeton und Feuerwehrschläuche scheint mir völlig überflüssig und mit einem Satz zusammenfassbar: Thema verfehlt!
Tatsache ist doch, dass die Wilhelma einer der renommiertesten Zoos Deutschlands ist und europaweit anerkannt für die Erfolge in der Aufzucht und Haltung von Menschenaffen und hier ganz besonders der Gorillas. Wenn ein solcher Zoo sich dazu entschließt, ein neues Menschenaffenhaus zu bauen, dann wird er wohl den Planern exakte Vorgaben gemacht haben was den Anspruch an die neue Anlage für Afrikanische Menschenaffen betrifft: Sie sollte zwei Arten, den Gorillas und den Bonobos, die beste Zoounterkunft bieten, die nach aktuellem Kenntnisstand möglich ist. Das in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsene Wissen über Menschenaffen und ihre artspezifischen Bedürfnisse ebenso wie Erfahrungen aus 55 Jahren Menschenaffenhaltung in der Wilhelma sind sicherlich in das Raumprogramm und die Anforderungen an Materialien und Gestaltung mit eingeflossen! Und nicht zuletzt wohl auch die aktuellen Haltungsrichtlinien der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP).

Das Ergebnis ist eine Anlage, die den Tieren nun vor allem eines bietet: deutlich mehr Platz als das frühere Haus. Außerdem wird die Anlage den jeweiligen Sozialsystemen - das Leben im Familienverband ist nämlich deutlich wichtiger als die Frage, ob die Kletterstange aus Stahl oder Tropenholz ist - und artspezifischen Bedürfnissen von Gorillas und Bonobos besser gerecht und die Tiere finden darin mehr Komfort, mehr Natur (natürliche Beleuchtung, Rückzugsmöglichkeiten, Privatsphäre,...) und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten vor.

Als regelmäßige Besucherin der Menschenaffen in der Wilhelma habe ich das Projekt von Anfang an mit großem Intersse verfolgt und freue ich mich jetzt über die deutliche Verbesserung der Lebensverhältnisse der beiden "Familien" . Es ist ein wunderschöner Bau geworden, der sich harmonisch in die leichte Hanglage einfügt. Die Kollegen Architekten täten besser daran, auf der Ebene der Architekturkritik zu bleiben - die Kommentare der "Pseudo-Zoologen" sind für mich nicht nachvollziehbar!

14

tierfreund | 16.05.2013 14:15 Uhr

affen unter bruchkante

menschenaffen wie im naturfilm vor den fernseher sehen zu wollen, ist eine gewissenberuhigung für menschen, die von artgerechter tierhaltung nur meinen etwas zu verstehen ... wer´s nicht glaubt, unterhält sich beim nächsten zoobesuch einfach mal mit den wärtern. eher ist der architektonische leitgedanken von „gehegen unter dem erdreich“ für baumkletterer befremdlich. die anforderung an hellen innengehegen war vermutlich die schwerste übung bei der umsetzung...

13

saxon | 16.05.2013 13:39 Uhr

Fachpublikum

Heeeerrlich....diese Diskussion.
"Bedürfnisse von Affen" ... Super!
(Falls das überhaupt zum Thema gemacht werden darf, dann glaube ich eher, denen ist das Material egal, die wären - wenn sie die Wahl hätten - eh woanders.)

Es ist halt ein Zoo und dafür ist es eine architektonisch wohlüberlegte Lösung.
Insofern schiesse ich mich den Meinungen von Kommentar 5 und 7 an.
Die Details erscheinen sauber gelöst, die Wegeführung schlüssig. Ob man Beton und spitze Winkel mag, sei dahin gestellt. Aber vom "Fachpublikum" erwarte ich differenziertere und reflektierendere Kommentare.

12

Akki | 16.05.2013 12:57 Uhr

prima-rchitekten

Ich finds klasse, das ganze Projekt als gebaute Architekturkritik zu betrachten:
Zu den Design-Kletterstangen und Minimal-Hängematten sollte die Möblierung ergänzt werden mit ein paar USM-Haller Möbeln, vielleicht noch ein paar Bauhaus-Stehrümchen (wie toll die Herrn u Damen Primaten wohl mit einer Corbu-Liege spielen würden) und anderen Dingen die unsere Zunft gerne in Gebäuden mit Sichtbeton und kippenden Glasfassaden sieht.
Die Primaten werden dann nach bekannten Architekten benannt und in "ihrer" natürlichen Umgebung zu beobachten sein. In Kürze würde das Ganze auch nicht mehr Affenhaus heissen sondern Architektenhaus.....und ich kauf mir ne Dauerkarte :-)

11

robi | 16.05.2013 11:27 Uhr

oje...

wie können Architekten so wenig Feingefühl und Inspiration besitzen
es sollten eigentlich die Bedürfnisse der Affen berücksichtigt werden
wenn man die scharfen Betonkanten sieht hat das nichts mit Artgerechtkeit zu tun

10

gerald | 15.05.2013 23:32 Uhr

ich hab ein schlechtes gefühl

die architektonische idee des projektes ist wohl möglich recht interessant, ob sie aber für die gestellte aufgabe die richtige ist, mag ich zu bezweifeln

9

primate | 15.05.2013 18:53 Uhr

betonaffenmenschen

Sehr schön. Vielleicht dient die 'Betonwüste' mal als Katalysator für die Evolution und befördert unsere engsten Verwandten unter den Primaten schneller zu urbanen Affen...menschen. Und wenn man sieht wie der Typ da so entspannt in der Liane hängt... schlechter geht's da den Architekten in Ihren ergonomischen Stühlchen.

8

renew_it | 15.05.2013 15:26 Uhr

grau

Sichtbeton, Stahl....alles schoen Ton in Ton wie langweilig. Die Armen Affen werden somit zu Exponaten einer sterilen Architektur Kulisse. Man muss sich nur vorstellen selber in diesen Raeumen fuer den Rest des Lebens eingeschlossen zu seien. Bei diesem Gedanken wird man schnell merken das es vielleicht doch etwas Arten aehnlicher und liebhafter haette gestaltet werden koennen.
Nicht umsonst bediehnt man sich zB bei altengerechten Wohnungen oder Kinderstagestaetten einer anderen Architektursprache im Vergleich zu Museen .

7

Andrea Palladio | 15.05.2013 15:01 Uhr

Da sind sie wieder … 

… die Betonhasser dieser Erde. Heute einmal mehr in Personalunion mit denjenigen, die das Recht darauf gepachtet haben zu wissen, was Art– (oder gerne auch einmal: Kind–)gerecht ist.

Kommen wir doch zurück zur Architektur. Und da präsentiert sich eine Baute, die für dieses Büro doch auf sympathische Art und Weise ungewöhnlich ist. Offensichtlich haben dort auch einmal einige "Junge Wilde" (also Ü40-Architekten) eine Chance bekommen. Bravo!

6

Alex | 15.05.2013 13:11 Uhr

Stahlbäume

Nicht nur Sichtbeton sondern auch noch "Stahlbäume" zum Klettern

5

Reinhard04 | 15.05.2013 11:50 Uhr

Meckerziegen

Na Ihr lieben Meckerziegen.. womit hätten Sie es sonst bauen sollen..? Aus Tropenholz ? .. damit sich der Primat wie zuhasue fühlt..

4

bepster | 15.05.2013 10:23 Uhr

affentanz

wie nett, dass die affen edelstahlgestänge und schlauchbänder zum klettern in einer betonwüste vorgesetzt bekommen... lässt sich ja auch leichter reinigen! und für den betrachter wirkt so alles besser aufgeräumt.

nein ehrlich, das geht schon wesentlich artgerechter...

3

Urs | 15.05.2013 09:45 Uhr

Affen...

in ihrer natürlichsten Umgebung... Beton.

2

rennie | 14.05.2013 21:39 Uhr

Sichtbeton für alle

die armen Affen
leben in einer Betonwüste

1

Rolf | 14.05.2013 17:21 Uhr

Spannendes Projekt

Klasse, sieht räumlich sehr interessant aus!

 
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