Im Zuge der Black Lives Matter-Demonstrationen in Großbritannien gerieten nicht nur (alltags-)rassistische Strukturen in den Fokus, sondern auch Denkmäler berühmter Persönlichkeiten, die für rassistische Gewalt stehen. Beispielsweise warfen Demonstrant*innen in Bristol die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston in das Hafenbecken. Und in London wurde eine Statue des Sklavenhändlers Robert Milligan von ihrem Sockel entfernt. Aber auch die Abbilder konservativer Säulenheiliger wie Winston Churchhill wurden beschmiert.
Vor diesem Hintergrund muss man den vor wenigen Tagen vorgestellten, behutsamen Entwurf einer Gedenkstätte zu Ehren von Cherry Groce von Adjaye Associates (London) sehen. Die Londonerin Cherry Groce wurde am 28. September 1985 in ihrem Haus und vor den Augen ihrer Kinder von der Metropolitan Police niedergeschossen. Die Gewalttat löste die zweiten Brixton Riots aus.
Der geplante Aufstellungsort am Windrush Square im Zentrum von Brixton befindet sich in direkter Nachbarschaft zum African and Caribbean War Memorial und den Black Cultural Archives. Das dezente Denkmal besteht aus zwei übereinander geordneten dreieckigen Flächen, die durch eine schlichte Stütze verbunden werden. Das ebenerdige Dreieck bietet Sitzgelegenheiten, während das darüber liegende als einfache Überdachung funktioniert. Der Entwurf will damit nicht nur kommemorative Funktionen erfüllen, sondern zugleich als Pavillon integraler Bestandteil für die Nachbarschaft sein. Formal nimmt er die charakteristischen Merkmale des Windrush Square mit seinen kantigen Rasenflächen sowie das benachbarte Denkmal für afrikanische und karibische Soldaten auf.
David Adjaye kommentierte Entwurf und politischen Kontext: „Der Bau dieser Gedenkstätte soll eine wiederzuerlangende Gerechtigkeit symbolisieren und darstellen, dass diese Aufgabe für die Gemeinde, für London und die ganze Welt wichtig ist. Die Tragödie um Cherry Groce blieb in der breiteren Öffentlichkeit bisher unbemerkt. Es ist nun dringend und wichtig, sich dieser Geschichte endlich zu stellen.“ Cherry Groce war durch die Schießerei gelähmt und verstarb 2011 an den Folgen ihrer Verletzungen. Die 35 Jahre seit dem Angriff auf Groce erzählen für Adjaye Associates auch die Geschichte einer Familie und einer Gemeinschaft, die sich zusammen für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen.
Der von der Cherry Groce Foundation in Auftrag gegebene Entwurf Adjayes für die Gedenkstätte zielt darauf ab, Bewusstsein für das Leben und die Erfahrung von Groce und ihrer Familie zu schaffen. Ihr Sohn Lee Lawrence erklärte: „Diese Gedenkstätte wird nicht nur die schreckliche Ungerechtigkeit gegenüber meiner Mutter anerkennen, sondern sie wird auch als ein Leuchtfeuer der Hoffnung wirken. Sie wird symbolisieren, dass Lehren gezogen und, was noch wichtiger ist, in die Wirklichkeit übersetzt werden können, um einen positiven Wandel herbeizuführen, den wir zum Wohle von uns allen brauchen“. (stu)
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gerard | 15.07.2020 18:01 Uhrseltsames teil
gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. der ungelenken "fingeruebung" schlisse ich mich an, prof - bitte nochmal druebersehen!