Beinahe 400 Bauten Frank Lloyd Wrights (1867–1959) haben sich erhalten. Eine schier unglaubliche Masse, die unterstreicht, welche Breitenwirkung Wright gerade in den USA entwickeln konnte. Acht seiner Bauten sind seit letztem Sonntag UNESCO-Weltkulturerbe. Eine längst überfällige Entscheidung, wenn man bedenkt, dass zentrale Köpfe der Moderne wie Victor Horta, Le Corbusier und Mies van der Rohe oder entscheidende Projekte wie die Stadt Brasilia, eine Auswahl Berliner Wohnsiedlungen der Zwischenkriegszeit oder das architektonische Erbe des Bauhauses bereits erfolgreich auf die Liste der UNESCO gebracht wurden.
15 Jahre arbeiteten die Organisatoren an ihrem Antrag. 2016 wurde er durch das Welterbe-Komitee zur Überarbeitung zurückgewiesen, nun endlich hat es geklappt. Die acht Bauten, die jetzt auf der Liste der UNESCO stehen, schlagen einen weiten zeitlichen Bogen durch das Gesamtwerk Wrights und machen deutlich, welche Bandbreite an Einflüssen Wright und seine Mitarbeiter zu einer sehr eigenständigen Auffassung von organischer Architektur verarbeiteten und immer wieder weiter entwickelten.
Zu den ausgewählten Bauten zählen der Unity Temple (1906–09) in Oak Park (Illinois), das Frederick C. Robie House (1910) in Chicago, das Hollyhock House (1918–21) in Los Angeles, das Fallingwater House (1936–39) in Mill Run (Pennsylvania), das Herbert and Katherine Jacobs House (1936–37) in Madison (Wisconsin) und das Solomon R. Guggenheim Museum (1956–59) in New York. Nicht fehlen dürfen natürlich auch die beiden Wirkungsstätten des Meisters, an denen er über Jahrzehnte immer wieder weiterbaute: Taliesin (ab 1911) in Spring Green (Wisconsin) sowie Taliesin West (ab 1938) in Scottsdale (Arizona).
Aus US-amerikanischer Perspektive ist die Auszeichnung auch kulturpolitisch interessant, da zum ersten Mal moderne Architektur auf die Welterbe-Liste gesetzt wurde. Bei den international gesehen vergleichsweise wenigen Welterbestätten in den USA handelt es sich bisher um ältere Bauten und archäologische Stätten. (gh)