In Berlin enttäuschenderweise abgesagt, wurde in Wien jetzt eine beschlossen: In der österreichischen Hauptstadt wird es 2020 eine Internationale Bauausstellung geben. Mit Wien, Basel und Holland finden 2020 die ersten drei IBAs außerhalb Deutschlands statt.
Wolfgang Förster, Leiter der Wiener Wohnbauforschung, wird die Ausstellung konzipieren und koordinieren. Die Wiener Wohnbauforschung stellt Forschung, Fakten und Argumentationsgrundlagen für die Wohnungspolitik Wiens zur Verfügung und ist daher ein wichtiges Werkzeug der Stadtentwicklung. Zusammen mit Michael Ludwig – Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung – stellte Förster kürzlich vor, um was es in den vorbereitenden Jahren (2016–20) und im Ausstellungsjahr 2020 gehen wird.
Im Fokus der Ausstellung steht die soziale Wohnungspolitik im 21. Jahrhundert im Allgemeinen, und die Schwerpunkte Neubau und Stadtsanierung in Wien im Speziellen. Als Standorte benannten die beiden vier Stadtentwicklungsgebiete (aspern Seestadt, ehemaliges Gaswerk Leopoldau, Innerfavoriten/Sonnwendviertel und Reindorf), bzw. zwei sogenannte „Best Practice“-Beispiele (Hauffgasse, Wiener Werkbundsiedlung), an denen schon ab nächstem Jahr unter Einbindung der Wiener Bevölkerung und verschiedener Expertengremien exemplarisch Wohnbau- und Sanierungsprojekte realisiert werden sollen.
Sicher geht es bei der IBA neben den Perspektiven für die eigene wohnpolitische Entwicklung auch um etwas Eigenlob, eine Wertschätzung der gegenwärtigen Situation in Wien und deren Präsentation. Wien gilt als Vorreiter im sozialen Wohnungsbau. Zwei Drittel der Bevölkerung der Stadt lebt in geförderten Gemeindewohnungen. Das erfolgreiche „Wiener Modell“ wird international – zuletzt in der stadtpolitischen Debatte um den Berliner Mietenvolksentscheid – oft als Vorzeigereferenz benutzt.
Das zeitgenössische Vokabular der Vermarktung legt weitere Interessen offen, welche die Ausstellung motivieren: Mit der IBA möchte die Stadt zum „Live-Showroom“ für sozial nachhaltigen Wohnungsbau im 21. Jahrhundert werden und mit „Best Practice“-Beispielen ihr „Know-How“ für die von Privatisierungswellen überschwemmten europäischen Städte anbieten. Wien mit Vorbildfunktion: „Das bringt auch Zusatzeinnahmen für die Wiener Wirtschaft“, verrät Michael Ludwig. Sozialer Wohnungsbau als Stadtmarketing? Das scheint gut gespielt.
Vom Wettbewerb der Städte ist es gedanklich nicht weit zum Tourismus. Wie die IBA auch als bedeutender Motor für den Fremdenverkehr antizipiert wird, zeigt sich an einer terminlichen Überlagerung: Wiens „Tourismusstrategie 2020: Global.Smart.Premium“ teilt den zeitlichen Horizont. (df)