Das Blautal-Center wurde 1998 erbaut und erstreckt sich über ganze 480 Meter entlang der Ulmer Blau. Mittlerweile steht der Shopping-Koloss größtenteils leer. Die heutigen Eigentümer HLG Real Estate und DLE Land Development planen hier ein ganzes Stadtquartier zu errichten. Mit 60.000 Quadratmetern bietet das Areal jedenfalls genügend Platz dafür. Ergänzend zu bereits 2022 veröffentlichten Planungen für den ersten, kleineren Bauabschnitt im Osten des Areals, konnten sich ASTOC Architects und Planners (Köln) mit bauchplan ).( (München) im Rahmen eines Gutachterverfahrens für die Planung des Bauabschnittes im Westen durchsetzen.
Während die Gestaltung des gewerblichen Teils im Osten des Areals von Maas & Partner (Münster) übernommen wird, sollen nun im weitaus größeren westlichen Teil „1.000 Wohnungen entstehen, die dann zusammen mit den im östlich gelegenen Bereich des Areals vorgesehenen Gewerbeeinheiten ein neues, lebendiges und gemischt genutztes Stadtquartiert bilden“, wie es in der Pressemitteilung der Entwickler heißt. Das dafür von der Blautal Grundstücks GmbH ausgelobte, nichtoffene zweiphasige kooperative Gutachterverfahren wurde orientiert an RPW 2013 in Abstimmung mit der Stadt Ulm ausgeführt und im vergangenen Herbst entschieden. Faltin + Sattler | FSW Düsseldorf betreuten das Verfahren.
Das neue Stadtviertel – Blau.Quartier genannt – sollte laut Auslobung der Blautal Grundstücks GmbH dabei auf dem bereits vorhandenen Untergeschoss des Blautal-Center entstehen. In ihrem Vorschlag setzen ASTOC Architects and Planners mit bauchplan ).( allerdings zusätzlich auf den Erhalt mehrerer Strukturen im Erdgeschoss sowie ersten Obergeschoss und konnten damit auch die Jury unter Vorsitz des Architekten Jörg Aldinger überzeugen. Die Skelettstruktur biete laut Astoc „beinahe wie in Corbusiers Maison Domino auch oberirdisch den Luxus freier Grundrisse und ungewöhnlicher Geschosshöhen.“ Alle Preise im Überblick:
Eine weitere Besonderheit ist der Standort des Planungsareals gegenüber dem sogenannten
Stadtregal. Die Wohnbebauung ist im Rahmen des Umbaus eines ehemaligen Fabrikgebäudes entstanden und erhielt 2010 den
Wüstenrot Gestaltungspreis. Das Projekt ist für die Stadtentwicklung vor Ort von großer Bedeutung und gilt auch für das Blautal-Center als Referenz.
Neben dem teilweisen Erhalt spielte im prämierten Konzept auch die Wiederverwertung von Materialkomponenten eine Rolle: So gehen Astoc davon aus, „dass alle identitätsstiftenden Trägermaterialien über den Rückbau der bestehenden Mall gewonnen und vor Ort wiederverwendet oder zur Wiederverwendung weiterverarbeitet werden können.“
Das neue Stadtquartier wird in ihrem Vorschlag von zueinander versetzten Sechs- bis Siebengeschossern definiert. In der Mitte sind zwei Hochhäuser geplant. Die Wohnungen sollen laut Auslobung sowohl freifinanziert als auch zu vierzig Prozent gefördert sein. Ebenfalls sind neben gewerblichen auch Flächen für soziale Nutzungen wie etwa eine Kita vorgesehen. Die Entwickler planen auf Basis der Ergebnisse „den Prozess zur Baurechtschaffung, der auch die Beteiligung Öffentlichkeit vorsieht“ voranzutreiben. Mit dem Bau des östlichen Bauabschnitts soll derweil Ende 2024 begonnen werden.
(sla)
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solong | 15.01.2024 09:35 Uhr... schon erschreckend ...
... wie kurz die halbwertzeit mancher choppingcenter ist ... 1998 mit rd. 38000 m2 verkaufsfläche errichtet ... dann nach 20 jahren erste massive probleme ... und jetzt der richtige und begrüßenswerte rück- / umbau unter reduktion auf etwa 1/4 der verkaufsfläche ... nachaltiges bauen sieht anders aus ....